Werner Hofmann
Arnulf Rainer
Geb. 1929 in Baden bei Wien
Malerei, um die Malerei zu verlassen
Am Beispiel der Malerei diese Art Welt verlassen, ihre Kultur, ihre Malerei zu enthüllen durch sie selbst, ohne sich mit ihr zu vermischen, zu enthüllen als Ersatz für die mangelnde und verlorengegangene metaphysische Bindung (in deren Sein es weder Handeln, noch Missionen, noch Beweise, noch Künste gibt), sie zu enthüllen als bloße Verbindung zwischen dem Ästhetischen und Metaphysischen. Künstler sein und die Kunst verachten. Denn die Bilder, die Gedichte, die Gedanken, die Reden, es ist der Schaum, die Hefe, der Abfall, die Asche, der unsinnige Versuch, den Anschluß in der Ekstase (des Erlebnisses) statt in der dauernden Vereinigung zu vollenden (eine unfruchtbare Methode der Forderung und der Aneignung). Sie sind der unmögliche Versuch zu beweisen, die sündige Art durch Reden statt Schweigen verführen zu wollen. Es sind die Konzessionen an unseren schmutzigen Boden, deren wir uns schämen. Möge jeder wissen, es sind die Spuren, nicht wir selbst.
Das zur Entschuldigung …
Arnulf Rainer (1952)
Jenseits des Schönheitlichen
1.
»Ich habe keine Freude an Werken der Künste, denn ich sehe bei einem Bild sofort immer nur die schlechten Stellen, zumindest wenn ich für das Objekt Sympathie empfinde. Andernfalls gleite ich ab, und es gelingt mir überhaupt nicht meinen Blick einzunisten. Diese, die schwachen Stellen, zu vertuschen, eine nach der anderen so lange zu verdecken, bis ich nichts mehr sehe, hat mich zu den Übermalungen geführt. Also Liebe und Vervollkommnungsdrang. Ich wollte noch schönere Kunstwerke daraus machen, alles andere…