Anne Krauter
Armando: Fahnen
Galerie Tilly Haderek, Stuttgart,
23.10.-8.11. und 22.-29.11.198
Im Unterschied zu einer Landschaft oder einem Baum, die erst durch die Entscheidung des Malers zum Sujet werden können, ist die Fahne schon von sich aus Symbol, Bedeutung. Ihre Bedrohlichkeit, das Geschichtsträchtige, Triumph und Niederlage, die sich mit ihr verbinden, haben Armando zu dieser Serie von Bildern veranlaßt, in der schwarze Fahnen vor weißem Grund die Motive sind, in denen all diese Bedeutungen und Erfahrungen mitschwingen. Aus ihnen gewinnt der scheinbar lapidare Bildvorwand seine Variationsmöglichkeiten und seine bildnerische Legitimation. Sie wehen, flattern, »manchmal mit einem hohen Buckel vor Bosheit«, schreibt Armando in seinen Aufzeichnungen über die Fahnen. »Verrat? Fahnen gleichen manchmal Beilen«, sind große dunkle Blöcke in der Farbmasse, die sich in das unberührte Weiß hineinschieben. Dann wieder erscheinen sie zerrissen, vielfach ausgefranst. Wo Schwarz und Weiß aufeinanderstoßen, bilden sich häufig graue Wolken, als wäre es ein Ringen um die Übermacht im Bild, von expressivem Farbauftrag ausgelöst. Damit die schwarze Farbe rauher wird, ist ihren oberen Schichten Sand beigemengt. Literarisch werden die Fahnen nie, obwohl sie nach Armando »verzweifelt« sind, »brennen«, »bewachen«, gar »verhindern. Krampfhaft schwarz«. Ihre Reduktion auf Schwarz und Weiß, ebenso wie die serielle Ausarbeitung gestatten ein Aufladen der Motive erst durch die Sprache. Im Bild sind sie daher ausschließlich einem hohen Maß an Ästhetik und einem nicht näher bestimmbaren Pathos ausgesetzt als wesentliche Elemente für Armandos Verarbeitung von Geschichte. Schwarz kann mit seiner hintergründigen Farbigkeit zu dem Verwandlungsakt vom inhaltsbeladenen Gegenstand in schöne, überwiegend schwarze Bilder beitragen. Mit…