Martin Blättner
Armando
Centraal Museum Utrecht, 17.1 1.1989 – 14.1.1990
Kunsthalle Budapest, 18.1. -18.3.1990
Kunsthalle Nürnberg, 6.4. – 20.5.1990
Wuchtige Schädelprofile mit fratzenhaft aufgerissenen Mündern beherrschen den leeren Bildraum, drängen monumental einmal glühend rot, dann pechschwarz an den Rand der wandhohen Gemälde. Diese rumpflose “Kopf” – Serie beschwört Expressionen der Gewalt, der Deformierung, des Grauens. “Peinture criminelle” nannte der niederländische Künstler -der sich ganz lapidar einfach nur Armando nennt (er wählte seinen Vornamen als Künstlernamen) – diese Werke einmal, die von Kindheitserinnerungen an den Zweiten Weltkrieg unter deutscher Besatzung geprägt sind. “Ich darf nicht verschweigen, daß der Haß für mich seinerzeit die große Triebfeder war, Kunst zu machen”, heißt es in einem Text Armandos. Das Trauma zerstörerischer Aggressivität bestimmt den emotionalen Prozeß einer Malerei, die Bedrohung, Verletzbarkeit und Trauer evoziert. Armando reißt die dünne Schicht des konventionell Schönen auf, zeigt den Abgrund des Schrecklichen und dessen künstlerische Bewältigung auf. Der Zyklus mit archaisch anmutenden Totenköpfen bannt das Grausen konkreter als die anderen Bildfolgen aus den letzten vier Jahren. Nicht weniger dramatisch und furchteinflößend, aber mit mehr Spielraum der Assoziation konfrontieren Zyklen mit Metamorphosen der “Melancholie”, dem “Gefechtsfeld”, der “Schuldigen Landschaft”. Der Malakt vollzieht sich oft in wenigen Stunden. Vergleichbar mit dem Vorgang einer medialen Kontemplation und Aktion greift Armando (“Ich bin ein bißchen gehorsam. Ich habe nur damit zu tun, was sich meldet”) in den Entstehungsprozeß ein. Die psychische Konstitution von Affekten und Vorstellungen dürfte das Spannungsverhältnis eines Bewegungsvorgangs mitbestimmen, der zu behutsam ist, um ihn mit Aktionsmalerei gleichzusetzen, und zu spontane Gesten aufweist,…