Johannes Meinhardt
Armando
“Gefechtsfeld”
Galerie Tilly Haderek, 26.11.1988 – 21.1.1989
Die elf Arbeiten von 1986/87, die in der Ausstellung gezeigt werden, haben alle den Titel ‘Gefechtsfeld’: sie gehören zu einer Werkgruppe, so wie Armando seine Arbeiten generell thematisch in Gruppen ordnet. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Gruppenthemen nur unwesentlich; ‘Gefechtsfeld’, ‘Waldrand’, ‘Feindbeobachtung’, ‘Feindberührung’, ‘Schuldige Landschaft’, ‘Feindliches Gehölz’ etc. umkreisen dieselbe Erfahrung, eine einerseits obsessionelle und phantasmatische, andererseits historisch extrem reale und bedrängende Erfahrung. Armando erlebte als Elf- bis Sechzehnjähriger die deutsche Besetzung Hollands; in einem Wald ganz nahe seines Wohnorts befand sich das Durchgangslager Amersfoort, dessen unmenschlichen und zugleich alltäglichen Betrieb er Tag für Tag vor Augen hatte. Damit ist die Konstellation schon gegeben: der Feind und die allgegenwärtige, tödliche Bedrohung; der Wald, der den Feind verbirgt und dem Blick entzieht; die Beobachtung und Überwachung der Landschaft, der Waldränder und der Flächen, um den verborgenen Feind zu entdecken. Armandos Sujets, Bäume, Wälder, Lichtungen, Dickichte, sind deswegen hoch besetzt: von ihnen strahlt eine spezifische Drohung aus, die, auf den ersten Blick paradox, gerade eine Wirkung ihrer Objektivität, ihrer Unbeteiligtheit, ihrer Neutralität ist. Denn dadurch, daß die Landschaft und der Wald die reale Bedrohung, den Feind (der völlig zum Archetyp verallgemeinert wird), verbergen, unsichtbar werden lassen, werden sie zur Kulisse oder Staffage: zu etwas, was sich dem Blick entgegenstellt, zum Objekt im wörtlichsten Sinn, zu etwas Entgegengeworfenem; zur Zerstörung von Sichtbarkeit, zur Blickbarriere, hinter der sich das Eigentliche versteckt, zum ‘Schleier’ oder ‘Nebel’.
Armando erzeugt die intensive Sujetwirkung seiner Gemälde vor allem durch seine Behandlung…