Heinz Schütz
Aribert von Ostrowski
»Happy Railway Paintings«
Galerie Christine Mayer, München, 11.12.2010 – 29.1.2011
Im Diskurs der Kunst wird immer wieder das Verhältnis von Aneignung und Autorenschaft neu definiert. Während die klassische Moderne das Neue akzentuiert und die Autorenschaft eng mit der Handschrift des Künstlers in Verbindung bringt, dominiert etwa bereits in Marcel Duchamps Ready-made der Aspekt der auktorialen Aneignung den der materialen und eigenhändigen Herstellung. Das Zurücktreten des Autors hinter den Gegebenheiten findet sich dann auf spezifische Weise etwa in Andy Warhols Factory, im Minimalismus und Konzeptualismus. Ende des 20. Jahrhunderts wird Aneignung zu einer zentralen künstlerischen Strategie, die sich nun insbesondere auf bereits bestehende Kunst richtet – der einstige Wille zur Einmaligkeit, weicht der Wiederholung. Eine neue Färbung erhält die Autorendebatte vor der Folie des Internets als kollektiver Kommunikationsraum.
Mit seiner Printer-Malerei, in der sich Zeitungstexte, Börsenkurse und Malvorlagen, Kopie und Zeichnung, Printerspuren und gestische Malerei durchdringen, leistet der Berliner Künstler Aribert von Ostrowski einen äußerst beachtenswerten Beitrag zum Verhältnis von Autorenschaft und Aneignung. Ostrowski verschmilzt nicht nur maschinelle Reproduktion und Handschrift zu einer neuen Einheit, mit dem Einsatz von objet trouvés, sprich: Zeitungsseiten, als Bildgrund, im Rekurs auf Bilder, die sich im kollektiven Gedächtnis sedimentierten und in der Evokation ökonomischer Mechanismen, gelingt es ihm gleichzeitig, einen Freiraum subjektiver Psychogrammatik zu eröffnen. Das Hauptwerkzeug, mit dessen Hilfe die Serie der ausgestellten „Happy Railway Paintings“ entstand, ist ein analoger Schwarz-Weiß-Kopierer. Jede der fünf großformatigen Bildtafeln besteht aus 32 überkopierten Originalzeitungsseiten aus dem Börsen-und-Märkte-Teil der Neuen Zürcher Zeitung. Bei den in verschiedenen…