LA BIENNALE – TESE
Argentinien
JACQUES BEDEL, LUIS S. BENEDIT, OSCAR BONY, DINO PABLO, BRUZZONE
KOMMISSAR: PAUL RODRIGUEZ MACCHI
ASSISTENT: MIRYAN CASTELLANOS
KURATOR: LAURA BUCCELATTO, JORGE GLUSBERG
Der erste Eindruck ist der makabrer Heimeligkeit. Die Pferdeknochen, die Luis S. Benedit als Werkstoff für sein elektrisch beleuchtetes Ensemble aus einem Häuschen und zwei Sitzgelegenheiten verwendet hat, sind offensichtlich dermaßen sauber ausgelaugt und gründlich präpariert, daß die Arbeit “1982/1999/265” sicher keinen Aasgeruch absondert. Nur die Ziffernfolge 265, die Benedit im Titel erwähnt, bzw. an eine Stellwand heftet, irritiert: Sie benennt die Anzahl ehemaliger argentinischer Soldaten, die sich seit dem 14. Juni 1982, dem Ende des Falkland-Krieges (Guerra de Malivinas), das Leben genommen haben. Mit dem Thema Suizid hat sich Benedit bereits Anfang der 90er Jahre befaßt – auch damals, um den Zusammenhang zwischen individuellem Leid und historischer Entwicklung zu reflektieren und zu problematisieren. Dabei kommt der spezifisch argentinischen Situation elementare Bedeutung zu: Der Krieg um eine 1833 von den Briten eroberte Insel hat zwar 746 argentinischen Armeeangehörigen das Leben gekostet und ungezählte Soldaten verkrüppelt, aber er hat auch zum Sturz der Diktatur geführt. Just hier setzt Benedit an, widersetzt er sich. Er läßt die Gleichung nicht ohne weiteres aufgehen, daß der Krieg ein Mittel sei für willkommenen politischen Wechsel und Menschenleben nicht mehr bedeuten sollen als Faktoren im Geschichtsprozeß. Benedit beharrt auf der Würde der Opfer.
Um das Bild und den Begriff vom Opfer kreisen auch die “Broadcasting News” (1999) von Oscar Bony, Fotoarbeiten, die Einschußlöcher aufweisen und die so die Vermutung stützen, der fast nackte…