Heinz Schütz
ARCO `06
Die Madrider Kunstmesse begeht ihr 25-jähriges Jubiläum
Der Kunstmarkt floriert, die Messen boomen: Gut für Galeristen, gut für Künstler – nur nicht für alle: Wo der Markt herrscht, regiert auch das Prinzip des Ein- und Ausschlusses. Die ständig wachsende Zahl von Messen erhöht den Profilierungsdruck. Messen, wie die Londoner Frieze und die nach Miami exportiere Art Basel, entwickelten sich zu Verkauf garantierenden “hot spots”. Messen, wie die traditionsreichste aller Nachkriegsmessen, die Art Cologne, erblassen vor der neuen Konkurrenz. Die wachsende Nachfrage nach einem nur begrenzt verfügbaren Produkt – sei es die Koje auf der Messe, sei es das Bild eines Künstlers – steigert dessen symbolischen und pekuniären Wert. In diesem Sinne ist der Kunstmarkt immer auch ein Selbsterreger, der seine Erregung keineswegs nur aus der Kunst, sondern aus sich selbst bezieht.
Vor der Folie der neuen “heißen” Messeplätze erweist sich die ARCO bei ihrem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum unbeeindruckt stabil, ja sie kann – die Bilanz ist der Maßstab für Messen – sogar Steigerungsraten verzeichnen. Die offizielle Verlautbarung spricht von 190 000 Besuchern und weist in puncto verkaufter Kunst, im Vergleich zum Vorjahr, auf ein Umsatzplus von 5 %. Während die Art Miami Zeitungsartikel über Busenwunder und Swimmingpoolevents provoziert, wahrt die ARCO europäische Contenance. Im Gefüge der europäischen Messe kommt ihr historisch betrachtet eine besondere Rolle zu. Sie wurde wenige Jahre nach dem Ende der Francodiktatur 1982 erstmals veranstaltet. Francos Repressionspolitik hatte zeitgenössische Kunst in Spanien marginalisiert. Die Messe übernahm in Spanien die Funktion eines Katalysators, der den Blick international öffnete…