Michael Hauffen
ARCHIVO F.X. / Pedro G. Romero
»Wirtschaft, Ökonomie, Konjunktur«
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 11.2.2012 – 29.4.2012
Die Entscheidung des Württembergischen Kunstvereins, sich zukünftig auf die große Halle zu beschränken, ermöglichte im Fall der Ausstellung von Pedro G. Romero eine nicht nur umfangreiche sondern auch komplexe Inszenierung seines Archivo F.X., das sich als gegliederte Einheit mehrerer Cluster präsentiert, auch wenn es radikal heterogene Elemente versammelt und diskursive Lücken betont. Der besondere Ansatz des Archivo F.X. entfaltet auf diese Weise eine ganz eigene Weise Ausstellung und Ausgestelltes gegeneinander auszuspielen, und das vor dem Hintergrund der spürbaren Auffassung, dass die Grundlagen der modernen Kultur bis heute von grundsätzlicher Zerrüttung gekennzeichnet sind.
Thematisch bilden den Ausgangspunkt eher zufällige Bezüge, die Romero zwischen zwar weitgehend vergessenen, dennoch aber im kulturellen Unbewussten fortwirkenden Motiven herstellt: Einerseits den ikonoklastischen und gegen die Privilegien der Kirche gerichteten Aktivitäten in Spanien, deren Höhepunkt und Abschluss mit dem Bürgerkrieg zusammenfiel, und andererseits den ikonoklastischen Tendenzen, die die Moderne maßgeblich bestimmen, und die als Versuch einer angemessenen Antwort auf soziale und kulturelle Erschütterungen begriffen werden müssen.
Die Ausstellung beginnt also mit Fotografien von religiösen Bildnissen, die mehr oder weniger starke Beschädigungen aufweisen, und damit nicht nur die Aggression revolutionärer Milizen dokumentieren, sondern auch an moderne Kunstwerke erinnern. So drängen sich etwa Vergleiche mit George Grosz oder John Heartfield auf, Romero konzentriert sich aber auf Georges Bataille, und vor allem auf das Künstlerpaar Emmy Hennings und Hugo Ball, vielleicht weil er in deren frühen Dada-Darbietungen und der lebenslangen Treue zu dieser Geste der Negation, den…