Archive und Depots
Gerhard Theewen: Confusion-Selection
Auf acht Bände hat der Kölner Publizist Gerhard Theewen seine Reihe über “Bedingungen und Resultate der Kunst” angelegt. Nach “Obsession-Collection” über die Antriebe und Methoden des Sammelns (siehe KUNSTFORUM Bd. 128, S. 453) erschien soeben Bd. 2 über das Inventarisieren von Kunst und von Informationen über Kunst. Auch hier stellt Theewen die Positionen von Künstlern und jene von Wissenschaftlern und Archivaren einander gegenüber.
Lawrence Weiners Beitrag besteht nur aus einem einzigen Wort, nämlich “displacement” (Verrückung, Ersatz) als eine Art Stempeletikett. Jedes Inventar oder Archiv funktioniert immer nur nach bestimmten Ordnungskategorien, und bei den Künstlern zeigt sich der Umgang mit derlei Systematisierung oft als Gegen-Ordnung, als Ironisierung oder Korrektur von Ordnungszusammenhängen: Zu Christian Boltanskis künstlerischem Konzept gehört u.a. das Arbeiten mit Listen, in denen “Erinnerungen an Subjekte” festgeschrieben werden. Anläßlich einer Ausstellung in Malmö legte Boltanski dem örtlichen Telefonbuch eine “Errata”-Liste bei mit den Namen der inzwischen Verstorbenen: “Diese Leute sind immer noch im Telefonbuch aufgeführt, aber sie können keine Anrufe mehr beantworten.”
Um die Erinnerungsmomente, die über historisch Abgeschlossenes hinausreichen, geht es auch bei den Regalsystemen im Atelier von Felix Droese, deren Inhalt – u.a. Schallplatten, Kataloge, alte ostasiatische Wasserhähne, Kisten mit Fotos, Briefen und Zeichnungen, verschiedene Arbeitsmaterialien – nach einer völlig subjektiven “Ablagerungsmethodik” strukturiert ist: “So ein Regal ist eine Schnittstelle zwischen dem Gewesenen und dem Zukünftigen.” Das Reservoir von Arbeitsergebnissen und Halbfertigem, von den verschiedensten Gegenständen und Spuren dient ausdrücklich einer “Reaktivierung” der Aura des Vergangenen zur Inspiration für Zukünftiges.
Thomas Hubers Bilder über Lagersituationen und gleichzeitigen…