HANS-DIETER FRONZ
ArchiSkulptur.
Dialoge zwischen Architektur und Plastik vom 18. Jahrhundert bis heute
Fondation Beyeler, 3.10.2004 – 30.1.2005
Moderne Architektur, lautet eine prominente These, habe skulpturale Qualitäten. Ihr Formenrepertoire verdanke sie zu einem guten Teil der modernen Plastik, überhaupt wirke sie manchmal wie eine Fortsetzung der Bildhauerei mit anderen Mitteln. Belege dafür existieren zuhauf, und manche Ikone der zeitgenössischen Architektur verdankt der zitathaften Beziehung ihr unverwechselbares, sensationelles Profil. Frank O. Gehrys Guggenheim Museum in Bilbao, zum Beispiel: Mutet es nicht wie eine dekonstruierte konkrete Plastik an – eine gigantische Assemblage aus silbern verformten geometrischen Körpern? Die Oper von Sydney hatte ihren Spitznamen “offene Auster” gleich weg.
Nun ist jene These so wenig neu wie das Phänomen, das sie beschreibt. “Wirkliche Architektur ist Skulptur”, wusste schon Brancusi. Als er Mitte der Zwanzigerjahre zum ersten Mal die Skyline von New York sah, soll er ausgerufen haben: “Das ist ja mein Atelier!” Wohl selten aber hat sich eine Ausstellung der engen Beziehung von Architektur zur modernen Plastik mit der nämlichen Gründlichkeit gewidmet wie jetzt die “ArchiSkulptur” betitelte aktuelle Schau der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Und mit gleicher intellektueller Verve: Nicht nur steckt sie mit ihren rund 190 Exponaten – Originalskulpturen und Architekturmodelle von mehr als einhundert Künstlern und Architekten – einen überaus anspruchsvollen Parcours ab, der vor überraschenden Korrespondenzen und geistreichen Verweisen nur so sprüht.
Sondern Markus Brüderlin, ihr Kurator, wäre nicht der, der er ist, würde er sich in seiner letzten Ausstellung für die Fondation – nach acht Jahren als Chefkurator – mit der…