RENATE PUVOGEL
Archisculptures
“Über die Beziehungen zwischen Architektur, Skulptur und Modell”
Kunstverein Hannover, 10.11.2001 – 6.1.2002
Es scheint, als tauchten vergleichbare Fragestellungen periodisch auf, um jeweils zeitgemäß neu gelöst zu werden. Eine solche Wiederkehr unter veränderten Vorzeichen kann man jedenfalls anhand des im Kunstverein Hannover verhandelten Themas ausmachen. Als Mitte der 80er Jahre die sogenannten Modellbauer wie Ludger Gerdes, Harald Klingelhöller, Wolfgang Luy und Reinhard Mucha auf den Plan traten, waren ihnen die Pionierleistungen eines Gordon Matta-Clark und Dan Graham aus den 60er/70er Jahren noch nicht so gegenwärtig wie den jungen Künstlern heute. Und dabei verfolgten beide Künstlergenerationen ähnliche Ziele: sie wollten die Kunst aus der selbstreferentiellen Isolierung herauslösen und die sich verselbständigende, autonome Kunst wieder an gesellschaftlich relevante Probleme heranführen. Insbesondere die genannten Vorreiter rieben sich an Auswüchsen moderner Architektur, betätigten sich im Zwischenbereich von Architektur und Skulptur und agierten an sozialen Brennpunkten des urbanen Raumes. Hatten sich aber schon die Modellbauer nicht mehr unmittelbar in politische Belange eingemischt, sondern ihre Kritik in sprechende Bildmetaphern gekleidet, so zweifeln die Künstler heute sogar deren eindeutige Tauglichkeit an. Deshalb gehen sie ihren Fragestellungen einerseits aus einer unverbindlicheren Meta-Ebene nach und können andererseits ohne jede Theatralik unmittelbarer Stellung nehmen. Beides geschieht mit Nonchalance, Humor und Engagement.
Obendrein hatten sich beide Vorgängergenerationen gegen die Vormachtstellung einer selbstbewussten, vom Markt hofierten Malerzunft zu wehren. Dem gegenüber kennen die Künstler heute im Zeitalter der Neuen Medien keine Berührungsängste und kosten gerade angesichts des Unbeweisbaren von Wirklichkeit wie Fiktion die Verfügbarkeit aller Darstellungsmittel aus. Daher stellt der Kurator Stephan…