Arbeiten in Geschichte
Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution
Museum für Fotografie
18.08.2017 – 07.01.2018
von Manuela Lintl
Das Thema „Kulturrevolution“ (1966 –1976) ist in der Fotografiegeschichte bisher weitgehend unerforscht geblieben. Die Ausstellung „Arbeiten in Geschichte: Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution“ im Berliner Museum für Fotografie widmet sich dieser Forschungslücke. In Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek und dem Verein „Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen Kulturellen Austausch“ haben die Kuratoren Ludger Derenthal, Wang Huangsheng und Guo Xiaoyan Werke von 17 Gegenwartskünstlern ausgewählt, die sich mit dem „hochsensiblen“ Thema kritisch und analytisch auseinandersetzen. Zwar erscheint diese Zahl klein, gemessen an der Brisanz des Gegenstands ist sie jedoch durchaus beachtlich. Die Mehrzahl der Künstler (nur eine Fotografin ist dabei) wurde während oder nach der Kulturrevolution geboren und hat die Ereignisse kaum bewusst erlebt, ist aber von den Auswirkungen betroffen. In China ist jedoch eine direkte Auseinandersetzung mit der „chaotischen Dekade“ auch für Künstler nach wie vor problematisch.
Die Ausstellung „Arbeiten in Geschichte“ beginnt mit einem historischen Kapitel, in dem Beispiele anonymer „roter“ Bilddokumente aus der Kulturrevolution gezeigt werden. Neben ikonenhaften Bildern von Mao, anonymen Einzel- und Gruppenporträts, Plakaten und Presseaufnahmen werden in einer Glasvitrine Exemplare der kleinen roten, millionenfach gedruckten „Mao-Bibel“ im Brusttaschenformat gezeigt. Von Weng Naiqiang, dem damaliger Leiter der Fotografie-Abteilung der Illustrierten „China im Bild“, stammen drei mittelgroße, quadratische Farbabzüge von 1966. Er war bei allen wichtigen Ereignissen der Kulturrevolution anwesend und hielt u.a. eine der Reden des Vorsitzenden Mao auf dem Platz des Himmlischen Friedens fest, aufgenommen in heroisierender Untersicht. Die Aufnahmen…