Arbeiten an der New Yorker Peripherie – Drei Kunstprojekte mit Minderheiten
Bolek Greczynski: The Living Museum
Tim Rollins: The Art And Knowledge Workshop
Stefan Eins: Fashion Moda
Carin Kuoni (Text) und Arne Svenson (Bild)
New York arbeitet eher wie eine Zentrifuge denn als Schmelztiegel der Völker; die Integration ethnischer Gruppen aus Puerto Rico, Mittelamerika, China, Südkorea und Afrika ist gescheitert, und immer größer wird die Masse hoffnungsloser Menschen an der städtischen Peripherie. Wie Quallen im Trockenen schrumpfen die Völkergruppen zusammen und ziehen sich auf ihre eigenen Territorien zurück. Ähnliche Konzentrationen lassen sich in der Kunstwelt beobachten, wo sich die Galerien für zeitgenössische Kunst in SoHo ballen. Diese markt- und modebedingte, frenetischer Existenzbejahung entspringende Versteifung auf einen Marktplatz läßt Möglichkeiten ungenutzt, die nur New York bereithält und die es allen Widrigkeiten zum Trotz lebenswert machen. Dazu gehört vor allem seine ethnische Vielfalt.
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Robert Smithson war jener Künstler, der sich Zonen verschiedener Kultivationsstufen aneignete, verlassene Kiesgruben und Industriegelände neuen Zwecken zuführen wollte und dann sehr jung bei einem Erkundungsflug verunfallte (1973). Seine im Kern romantische Idee, brachliegende Zonen zu reaktivieren, geistert seither durch die Reihen amerikanischer Künstler, jetzt oft mit einem Anstrich von Sozialpolitischem. Daneben sind die Errungenschaften der konzeptuellen Kunst der 70er Jahre zu Allgemein-gut geworden, zum Beispiel die Erkenntnis, daß das Kunstwerk allein die Idee illustrieren und unabhängig von des Künstlers Hand geschaffen werden kann oder soll. Sol LeWitt (und andere) stecken dahinter. Diese zwei, hier reichlich grob skizzierten Theoreme – und Joseph Beuys’ Losung, daß jeder Mensch ein Künstler sei – stehen Pate…