Arbeiten an der Geschichte
EINE NEUE PRÄSENTATIONSFORM VON GEGENWARTSKUNST IN SCHWÄBISCH-HALL
VON PETER FUNKEN
Seit drei Jahren leitet Harald Siebenmorgen das Hällisch-Fränkische-Museum und die Städtische Galerie in Schwäbisch-Hall. Er entwickelte für das Stadt- und Heimatmuseum ein neuartiges und bemerkenswertes Konzept, indem er Beispiele der Gegenwartskunst in die historischen Sammlungen integriert und sie damit konfrontiert. In der Galerie am Markt präsentiert Harald Siebenmorgen den Ausstellungszyklus “Arbeiten an der Geschichte”. Künstler wie Magdalena Jetelová, Raffael Rheinsberg und Ian Hamilton Finlay zeigten dort in Einzelausstellungen Werke, die die Begriffe von Zeit und Geschichte thematisierten; dieses Projekt wird fortgesetzt. Mit Harald Siebenmorgen unterhielt sich Peter Funken.
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P.F.:Ökonomisch gesehen ist Schwäbisch-Hall ein Mittelzentrum mit 32 000 Einwohnern und dabei prozentual gerechnet die reichste Kommune der BRD. Welchen Stellenwert hat hier Kunst und insbesondere Gegenwartskunst?
H.S.: Das Verhältnis zur Gegenwartskunst ist dadurch definiert, daß in dieser Stadt bildende Kunst durch eine jahrhundertalte Reichstradition immer eine große Rolle gespielt hat. Ein wichtiger Umstand war der, daß in Schwäbisch-Hall im Unterschied zu vielen anderen Städten die Einführung der Reformation nicht mit einem Bildersturm verbunden war. Insofern besaß die bildende Kunst in der damaligen Zeit einen durchaus zum Leben dazugehörigen Stellenwert, und dies spielt auch eine Rolle für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Einmal ist natürlich eine Belastung durch die Tradition da, die für breite Schichten der Bevölkerung geschmacksbildend überall in der Stadt vor Augen steht, andererseits sind für entsprechende Initiativen auf diese Weise auch Anknüpfungspunkte vorhanden. Am Anfang hatte man hier durchaus Schwierigkeiten mit der Gegenwartskunst; während der Landesgartenschau 1982 in Hall gab…