JÜRGEN RAAP
Äquivalenz im Glücksspiel – Geld und Macht
KUNSTVEREIN NEUHAUSEN: RISIKO CURATING
OLIVER RESSLER: »THE GLOBAL 500«
I.
“Wer Glück im Spiel hat, der hat auch Geld für die Liebe”, behauptet ein Bildtitel des Malers Heinz Zolper in Abwandlung der alten deutschen Redensart, dass Glück in einem der beiden Metiers automatisch Pech im jeweils anderen bedeute. Zum Trost für die vom Pech Betroffenen gibt es im Sprichwort den Hinweis auf die ausgleichende Gerechtigkeit durch eine Schick salsmacht: die Ebenen des jeweiligen Handelns (Spielen, Lieben) bilden eine Korrelation; das qualitative wie quantitative Ergebnis des Handelns (Glück oder Pech) beruht dem Volksglauben nach somit auf einer gegenseitigen Bedingtheit, die in Wirklichkeit aber weder psychologisch noch mathematisch belegt werden kann. Es mag ja sein, dass jemand in der euphorisierenden Stimmung großer Verliebtheit, und das heißt im Zustand emotionalen Glücks, zu unkonzentriert ist, um außerdem noch Glück im Spiel zu haben. Eine allgemeine Gesetzmäßigkeit bedeutet dies jedoch nicht, zumal auch eine krisenhafte emotionale Extremsituation zu einer mentalen Blockiertheit führen kann, in der man “schlecht spielt”. Die Gültigkeit der Aussage “Pech im Spiel, Glück in der Liebe” (oder umgekehrt) ist also für den Alltag höchst zweifelhaft, weshalb Zolper sie ironisiert und entsprechend korrigiert.
In den Walt Disney-Comics, die im Grunde genommen eine Schilderung moderner Mythen darstellen, wird allerdings diese Korrelation aufrecht erhalten, wenn Gustav Gans, der ewige Glückspilz, und der stets tolpatschige Pechvogel Donald Duck um die Gunst der Ente Daisy buhlen und zumindest in diesem Falle Donald letzten Endes der Erfolgreichere ist. Zuviel Glück wäre auf Dauer ebenso…