Anys Reimann
„Ich bin viele“
Ein Gespräch von Ann-Katrin Günzel
Anys Reimann (*1965) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Herkunft und kulturellen Kontexten. Als Tochter einer Mutter aus Norddeutschland und eines Vaters aus Westafrika bezeichnet sie sich selbst als afropäisch und so geht es ihr in ihrer Kunst vor allem um Identität. Man sieht auf den ersten Blick: hier ist nichts eindeutig und schon gar nichts aus einem Guss. Reimann dekonstruiert kulturelle Zuschreibungen, um daraus Gestalten zu entwerfen, die einer inneren Logik folgen, wobei sie Brüche, Schnittstellen und Kanten sichtbar macht. Es sind ganz unterschiedliche Körper, die sie dabei zerlegt und anschließend zu einer neuen Figur zusammenfügt, sie „operiert“ sprichwörtlich mit einer großen Freiheit und erschafft wie in einem wissenschaftlichen Experiment einmalige, ungewöhnliche und auch geheimnisvolle Geschöpfe. Diese Wesen haben zumeist Frauen körper, präsentieren sich nicht selten in eigenwilligen Posen, größtenteils nackt, den Blick direkt auf die Betrachter*innen gerichtet. Anys Reimann hat bei Thomas Grünfeld in Düsseldorf Bildhauerei studiert, die zusammengesetzten Körper sind also kein reiner Zufall. Doch sind Reimanns Gestalten keine „misfits“. Statt surrealer Zwitterwesen vereinen sich hier Identitäten und Zuschreibungen auf einer neuen Bedeutungsebene zu kraftvollen Verkörperungen innerer Zustände. Gefundenes wird Eigenes.
Im Gespräch, das wir anläßlich ihrer Ausstellung Dark Star Backyard im Bilker Bunker in Düsseldorf führen, erklärt Anys Reimann, dass ihre Körperdarstellungen auch häufig Selbstportraits darstellen.
AKG Hier im Bilker Bunker fallen – neben einer großen schwebenden Puppe – vor allem einige organische Objekte direkt ins Auge. Eins davon besteht aus zusammengenähten Lederstücken, es hat Kapseln und Aussparungen und…