MAGDALENA KRÖNER
Anti Pure
Ursula-Blickle-Stiftung, Kraichtal, 16.3. – 27.4.2003
Kunsthalle St. Gallen, 21.6. – 24.8.2003
Als hätten es wir es geahnt: auf dem Land, da lauert das Böse. Wer in diesem sonnigen Frühling durchs badische Kraichtal fuhr, den erwartete einigermaßen Verstörendes. Da, wo sonst Abgeordnete der seltsamsten Parteien um Vertrauen werben, oder der Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden” ausgerufen wird, prangte nun, wie von Schülerhand an Laternen und Bäume gepinnt, ein schauerliches Portrait. Eine Art “Chucky, die Mörderpuppe” rief zur Party bei der Ursula Blickle-Stiftung.
Gefeiert wurde die Eröffnung der vom Schweizer Gianni Jetzer, Leiter der Kunsthalle St. Gallen, kuratierten Gruppenausstellung “Anti-Pure”, die nichts Geringeres zu verhandeln trachtet als das Unreine, das ewige No-No der Moderne und der Katholiken. Ketzerisch machte sich der Katalog als Bibel zurecht, komplett mit Goldschnitt und lila Bändchen und Einband aus schwarzem Lederol. Dabei galt es weniger Gott zu loben, als elegante Göttinnen bei ihren bacchantischen Ritualen zu bewundern, Menschen beim Lügen zuzuhören, Musik vorgespielt zu bekommen, die es gar nicht gibt und einen Regenbogen zu betrachten, der ganz in Grau daherkommt. Herrliche Aussichten also für einen Frühlingstag.
Bei Frédéric Post entpuppt sich das Versprechen auf einen hedonistischen Locus amoenus als nichtig, als Fiktion – seine Partys sind nur erfunden. Und auch die Musik ist eine Fiktion: mit einem speziellen Weißleim gießt Post Platten ab – um neben der A- und B-Seite die eigentliche, die C-Seite zu entdecken. Die weißen Tonträger produzieren einen herrlich schrebbeligen Klang, der aus dem Lautsprecher eines winzigen Jugendzimmerplattenspielers wabert. Leicht verlangsamt und kratzig…