Reinhard Ermen
Ante Timmermans
Wie beim Anflug liegt die Landschaft vor den Augen: Endlose Häuserschluchten, Industrie- und Wohngebiete, die zu ornamentalen Mikrostrukturen zusammengerückt sind und auf Fluchtpunkte zueilen, die (gelegentlich) außerhalb des Formats liegen. Diese Räumlichkeit ist überwältigend. Der Zeichenstift des Ante Timmermans macht phantastisch anmutende Virtualitäten mit surrealer Präzision möglich; wären diese Prospekte nicht so licht skizziert, sie könnten die Betrachter einschüchtern, aber mit der durchlässigen Lineatur und dem daraus resultierenden gläsernen Illusionismus einher geht ein (fast) ironischer Zug, eine partiell seltbstreferenzielle Imaginationskraft, die manchmal sogar über ihre eigene grenzenlose Virtuosität zu staunen scheint. Die Strukturen wuchern, sie kommen daher wie modulare Progressionen und basteln an Metropolisetüden. Es sind nicht allein die endlosen Industrielandschaften, auch die Berge türmen sich angelegentlich, die Alpenfestung der Schweiz, das „swiss system“ sieht aus wie ein kristallines Ensemble aus Bäumen, Horizonten und Tunnels, wie der Entwurf zu einem Theaterprospekt. Was unterirdisch war, legt der Zeichner offen: „Mir geht es darum, versteckte Systeme aufzuzeigen“, sagt Ante Timmermans zu Konrad Bitterli. Das Versteckte wird offensichtlich, man kann hineinschauen in das skelettierte Innere der offen daliegenden Traummaschinen, die sich zum Beispiel in abenteuerlich ausbalancierten Achterbahnkurven austoben. Diese eskapistischen Konstruktionen würden keiner Sicherheitsprüfung standhalten, aber mit den Augen sind sie begehbar. In die Schwarz/Weiß Welten mischen sich in letzter Zeit immer häufiger farbige Akzente; wie leichtfüßige Einmischungen oder Hervorhebungen, als gelte es einen neuralgischen Punkt zu markieren. Schon immer gab es Textzeilen oder fragmentarische Beschriftungen, launige Sehhilfen, die im PingPong mit dem Bild tautologische Kreisläufe ernähren.
Das Eigentliche dieser…