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Ausstellungen: Stuttgart · S. 368 - 368
Ausstellungen: Stuttgart , 1991

Johannes Meinhardt
Ansgar Nierhoff

Galerie Gudrun Boncz, Stuttgart, 19.11. – 2.12.1990

Seit 1980 stellt Ansgar Nierhoff Eisenskulpturen durch Schmieden her. Im Gegensatz zu vielen anderen dieser Arbeiten, die durch komplizierte Schnitte und Zusammensetzungen unklar oder verworren erscheinen, setzen die sieben mehrteiligen Arbeiten aus den letzten fünf Jahren, die in der Galerie Boncz ausgestellt sind, einfache, strenge Formen und Reihungen ein. Freiformgeschmiedete Kugeln; durch Schmieden unterschiedlich stark abgeflachte Ringe; “Stelen”, die, durch Streckung und Schmieden hergestellt, Stauchungen, Verdichtungen und gezogene Verschmälerungen zeigen, die als “Sockel” und eine Art von figuralem Aufbau gesehen werden; Entgegensetzungen von runden und quadratischen (horizontalen) oder von regelmäßigen und unregelmäßigen (vertikalen) Streckungen; pfeilerartige Türme aus in der Mitte durchgesägten Eisenquadern oder aus geknickten Eisenplatten: Die Formen und Reihungen sind von klarer Evidenz und halten den Blick nicht fest, sind sofort intelligibel. Der Blick vermag sich deswegen schnell der Oberfläche des geschmiedeten Eisens zuzuwenden, wird nicht bei der Konstruktion schwieriger Formen innezuhalten genötigt.

Das Schmieden und Strecken hinterlassen Spuren oder sichtbare Zeichen der gewaltigen aufgewandten Kräfte: Die Einwirkungen des Schmiedehammers, die Verformungen durch die Presse vermitteln einen haptisch-energetischen Eindruck von diesem Material, das mit menschlichen Kräften nicht zu formen ist, unter dem Hammer aber eine Formbarkeit beweist, die es zu Materie in einem sehr strikten Sinn macht – zum passiven und materiellen Empfänger der aktiven und geistigen Form, die als Gestalt und Energie diese Materie belebt und durchgeistigt. Dabei erscheint der Einsatz gewaltiger Kräfte nicht als Gewalt, die der Materie angetan wird: Die unendliche, schwere, aber vor allem positive Passivität des…


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