Amine Haase
Anselm Stalder
Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg, 30. 6. – 18. 8. 1985
Der Schlußpunkt der Ausstellung ist ein Bild. Es heißt “der Plastiker”, ist 270 mal 237 cm groß und stammt aus dem Jahr 1982: Ein recht komplexes Gebilde und eine ziemlich bedrückende Vision. Die Vorstellung eines Mannes mit glattem farblos stahlgrauem Kopf, aus dem starr große petrolblaue Augen blicken, dessen röhrenartig biegsamer Körper sich zu einer Kugel formt – in vierfacher Verrenkung; diese Idee eines Mannes, der sich vervielfältigt und beugt, um die flache Bilddimension zu überwinden und körperhaft zu werden, faßt die Wünsche, Leiden und Ängste des Malers und Bildhauers Anselm Stalder zusammen. Das Bild gibt Einblick in die geistige Verfassung, aus der heraus Stalder arbeitet. Die erste Einzelausstellung in Deutschland, die Renate Heidt dem Schweizer (geboren 1956, wohnhaft in Basel) im Duisburger Lehmbruck-Museum einrichtete, vermittelt einen Überblick auf das bildhauerische Schaffen. Eine kleine Auswahl von Gemälden kennzeichnet den früh vorhandenen Willen zur Erweiterung in die dritte Dimension.
Eine vierte Dimension war stets in Anselm Stalders Arbeiten enthalten: Mut zum Abenteuer, Freiheit zur persönlichen Phantasie, Klugheit zur eingrenzenden Auswahl. So wie der Künstler seine Skulpturen und Bilder in dem Museumsraum (aus dem er alle Stellwände entfernte) installierte und inszenierte, machen sie deutlich, welch wichtigen Werkabschnitt Stalder in den letzten zwei Jahren erreicht hat. Voraussetzung dafür, daß der entscheidende Punkt erkennbar wird, an dem er jetzt angekommen ist, mußte die eigene strenge Auslese sein – der immerhin 17 große Skulpturen, vier Gemälde und eine Teppich-Übermalung standhielten. Durchgehendes Erkennungszeichen ist nicht etwa so…