Claudia Wahjudi
Anonymous
»Eine Ausstellung über den Gegenwert«
Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam, 1.9. – 1.12.2013
Alle paar Tage sieht diese Ausstellung anders aus. Nicht allein, weil jenseits der gläsernen Wände die Ahornbäume im Staudengarten von Karl Förster ihre gelben Blätter fallen lassen und sich die letzten Blüten der Kapuzinerkresse gen Boden neigen, sondern auch, weil im Pavillon des Brandenburgischen Kunstvereins die Plastiken von Woche zu Woche einige Meter weiter rücken, die Gemälde und Collagen dichter hängen. Wessen Arbeiten hier während dreier Monate auf Wanderschaft gehen, erfährt der Besucher nicht. Die Werke präsentieren sich ohne Namen und Titel. Die Künstler und Sammler, die die Arbeiten geliehen haben, bleiben ungenannt, und sie empfehlen, wie der künstlerische Leiter Gerrit Gohlke sagt, Kollegen die Teilnahme an der Schau. So kommt ein Beitrag zum anderen. „Anonymous“, wie die Ausstellung heißt, ist sogar verlängert worden. Besucher stellt sie auf die Probe und fordert sie zu einem heiteren Denkspiel heraus. Und doch ist sie ernster, als es zunächst wirkt.
„Anonymous“ hat Anfang September mit wenigen Exponaten begonnen. Zu den Erstlingen zählen zwei weiße Querformate, auf denen ein schwungvoller Pinsel archaisch anmutende Linien in Schwarz aufgetragen hat. Sie erinnern an jenen Umriss eines Fisches, den aktive Christen auf ihre Autohecks kleben. Im Lauf der Wochen hingen die beiden kleinen Bilder mal neben-, mal übereinander, mal schauten sie in den Raum hinein, mal hinaus in den Förster’schen Garten. Früh dabei war auch ein weißes Schreibtischchen mit Klemmlampe, von der an einem Faden ein offener Faserschreiber baumelt und seine Tinte auf ein Stück Papier…
