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Ausstellungen: Düsseldorf · von Annelie Pohlen · S. 296 - 297
Ausstellungen: Düsseldorf , 2006

Annelie Pohlen
Anny und Sybel Öztürk

»Lido«
Kunsthalle Düsseldorf, 13.11. – 27.11.2005

Die seit einigen Jahren an Kooperation interessierte Rheinschiene entdeckt “den neuen Orient” und bietet von Bonn über Köln und Düsseldorf nach Duisburg mehr oder minder verlockend Einblick in aktuelle Kultur aus dem vorderen Orient. Für die bildende Kunst haben sich offenbar nur Düsseldorf und Bonn erwärmen können. Aus dem für die Kunsthalle Düsseldorf geplanten Beitrag von Catherine David wurde nichts; eingesprungen sind Anny und Sybel Öztürk: ein Glücksfall. Anny, 1970 in Istanbul geboren, und Sybel 1975 in Eberbach, wo sich die Familie inzwischen angesiedelt hat, beide am Frankfurter Städel ausgebildet, bieten seit Jahren individuell wie gemeinsam ein ebenso vergnügliches wie tiefsinnig irritierendes ,Bild’ von dem, was man in früheren Jahrhunderten als ,Orientalismus’ etikettierte. Nur, dass die Rollen diesmal vertauscht sind. Nicht Versorgung europäischer Künstler mit Frischzellen aus dem Osten, sondern ein vielschichtiges Spiel mit Erinnerungen, für die sich die Künstlerinnen einen auch im Westen symbolträchtigen Titel borgen. “Lido” ist eine über zwei Räume verteilte Inszenierung dessen, was als ,kulturelle Identität’ in Zeiten der globalen Migration zum Schlager des Kulturbetriebs avanciert ist. Venedigs Vorposten am offenen Mittelmeer war für die vom Wirtschaftswunder angefeuerten und vom Klimafrust geplagten Deutschen der 50er und 60er Jahre so etwas wie eine Mischung aus Rimini und Thomas Mann und damit Kristallisationspunkt für die beschwingte Besetzung der Heimat der als Gastarbeiter geduldeten ,Fremden’.

Anny und Sybel Öztürks ,Lido’ liegt in der Türkei, jedenfalls vordergründig. Eine Serie verführerischer Zeichnungen gibt in Text und Bild Einblick in familiäre Alltags- und…



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