Gabriele Beßler
Annette Lemieux
Monika Sprüth Galerie, 16.2.-17.3.1990
The Maker (Distinction/Extinction)” nennt die Amerikanerin Annette Lemieux eine menschliche Silhoutte, die sich ausschließlich aus Wörtern rund um den ersten Teil des Titels zusammensetzt: alphabetisch angeordnet von “anvil maker” bis “wig maker”. Der Mensch, der hier ständig in Aktion verstrickt zu sein scheint, verharrt indessen statisch, ohne den Eindruck zu vermitteln, jemals von aktionistischem Tatendrang beseelt zu werden.
Die ironische Wendung, ein gerne und oftmals meisterhaft beackertes Feld der amerikanischen Kunst nicht nur am Ende der achziger Jahre (die bei Sprüth präsentierten Arbeiten stammen ausnahmslos von 1989), zeugt von Lemieux’ “special way of making art”. Bemüht natürlich – in der Variabilität ihrer Medien -, keine “typische” Handschrift zu hinterlassen, was allerdings nicht immer gelingt. Nicht zuletzt die ironisch/humoristischen Sicht- und Umsetzungsweisen entlarven die Positionen der Künstlerin, ergänzt durch die Titulatur ihrer Bilder und Objekte, die offenkundig einem Mißverstehen der intendierten Aussagen vorbeugen soll.
Diese Annahme allerdings kann sich schnell als Irrtum entpuppen, sozusagen a priori in die Irre leiten. Selbst wenn Annette Lemieux ihre Fingerabdrücke sichtbar für jedermann auf einem Großformat hinterläßt und mit “Identification” betitelt, die penible Anordnung von Rillenlandschaften – ihren eigenen und auch die anderer, nicht näher Benannter – vertritt nicht nur ihre Identität; tiefere Einsichten in das Wesen der hier Verewigten sind darüber hinaus wohl kaum zu nehmen. Ein innen grün bemalter Schalltrichter, “Greenhorn”, neben 17 spiralförmig übereinander angeordneten Büchern, die sich zwischen einer hölzernen Hutmatrize befinden, “Complexity”, persifliert offensichtlich die Macht des Wissens, die sich hier durch das Ausfüllen eines Zwischenraums…