Anne-Julie Raccoursier
Back to Back
Overbeck-Gesellschaft,
Lübeck und St. Petri Kirche zu Lübeck
15.10. – 12.11.2017
von Rosa Windt
In Kooperation zeigt die Overbeck-Gesellschaft in der St. Petri Kirche zu Lübeck eine umfangreiche Einzelausstellung der Schweizer Künstlerin Anne-Julie Raccoursier. Das Entree des weiß getünchten und rot gefliesten Kirchenschiffes dominiert zunächst ein etwa fünf Meter breites und sechs Meter langes Banner, das vertikal zwischen den Säulen des Hauptganges aufgespannt wurde. Auf weißem Grund prangen in schwarzen Großbuchstaben die Wörter: „MAKE WAR NOT WAR“. In seinem Rücken findet sich ein identisches Exemplar in derselben Typografie, mit vier weiteren Wörtern bedruckt: „MAKE LOVE NOT LOVE“.
In Anlehnung an den berühmten Slogan der Antikriegsbewegungen der 1960er Jahre „Make Love Not War“ sowie auf der gedanklichen Grundlage von George Orwells „Neusprech“ werden die Wörter von Raccoursier umgeleitet und mit ihrer Bedeutung und Kraft gespielt. Es entsteht eine poetische wie paradoxe Formel, die zwischen rhetorischer Haltung und sprachlichem Rhythmus changiert. Während der griffige Satz „Make Love Not War“ global verständlich und mit Emotionen aufgeladen, in etlichen verkitschten Wiederholung jedoch längst an Kraft verloren hat, generieren Raccoursiers Appropriationen kaum eine greifbare Aussage. Mit Blick auf den Titel der Ausstellung „Back to Back“ sucht man auch hier nach einer befriedigenden Bedeutung. Doch die Wörter entgleiten, heben sich gegenseitig auf und schlagen in ihrer Uneindeutigkeit Parallelen in unserer Gegenwart: Zwischen einer zunehmenden Verunsicherung und emotionaler Willkür wächst die Sehnsucht nach verlässlichen Konstanten, während es dem Selbst kaum gelingt eine stete Haltung einzunehmen.
Raccoursier interessiert sich für gesellschaftsrelevante…