Anne de Vries
Crossover von Musik und Theorie
Anne de Vries, 1977 in The Hague geboren, lebt und arbeitet in Amsterdam und Berlin. Er erforscht die Grenzen der menschlichen Handlungsfähigkeit sowie das Verhältnis von Technik und Massenerfahrung. In seiner Arbeit für die 9. Berlin Biennale befasst er sich mit dem Format der elektronischen Musik Hardstyle, der er sich als Mittel bedient, um ein Massenpublikum Texten auszusetzen. Dafür hat er ein Diorama einer Hardstyle-Show geschaffen, inklusive einer Miniaturbühne mit speziell entworfenen VJ-Lichteffekten, DJ-Sets und Werbeplakaten sowie der Infrastruktur eines Festivals unter freien Himmel. Für die VJ- und DJ-Sets hat de Vries originale Hardstyle-Samples mit einem Off-Kommentar aus zeitgenössischen, philosophischen Texten kombiniert, die eine Affinität zu den wiederkehrenden Themen in diesem Genre der elektronischen Tanzmusik aufweisen. Gemeinsam ist beidem das Denken jenseits des menschlichen Maßstabs, die Freude am Flüchtigen.
Heinz-Norbert Jocks: Wie würdest du deine Arbeit jemandem beschreiben, der sie nicht sehen kann?
ANNE DE VRIES: Lass mich damit anfangen, ein paar Worte zu dem Phänomen der großen Menschenmenge im Zusammenhang mit der „Hardstyle Music“-Szene zu verlieren, die damit geradezu prahlt, wie viele Menschen zu ihren Events kommen. Diese Musikgruppen bedienen sich des Narrativen, der Songtexte, um den Ecstasy-Moment zu erzielen. Nicht nur wegen der Inhalte, sondern aus Interesse an den unterschiedlichsten Formen der Textpräsentation. Eine Art und Weise ist das Genre der Hardstyle Music. Deren Vertreter sprechen nicht selten auf totalitäre Weise zu einem Massenpublikum. Dabei haben die Stimmen etwas Manipulatives und knüpfen an Themen an, die wir bereits seit den 70ern von der House…