Annelie Pohlen
Anne Chu
»Animula Vagula Blandula«
Museum Haus Lange, Krefeld, 30.9.2012 – 1.4.2013
Der erste Blick in den Ausstellungsraum ist dazu angetan, selbst bei Besuchern, denen die anhaltenden Rückgriffe auf Traditionen in der jüngeren Kunst geläufig sind, Befremden auszulösen. Da schweben, taumeln, tänzeln ‘Wesen’ durch den Raum, deren Präsenz in der Gegenwart man allenfalls noch auf nostalgischen Grußbotschaften zu akzeptieren bereit ist. Auch wenn es nicht die lieblichen Engelchen sind, die sich auf sanft geformten Wolken durch himmlische Sphären treiben lassen, aus kunstimmanenter Sicht rufen die farbig leuchtenden Kinderkörper und auch ihre ‘unschuldig’ weißen Verwandten im Nachbarraum unweigerlich Erinnerungen an die süßliche Aura der vermeintlich längst im Nostalgiedekor verglühten Putti wach. Selbst weit unangenehmere Assoziationen dürften dem von täglich vermeldeten Auswüchsen pädophiler Neigungen sensibilisierten Zeitgenossen nicht erspart bleiben.
Wohl anzunehmen, dass Ann Chu Möglichkeiten solch zeitbedingte Reflexe nicht in den Sinn gekommen sind, als sie sich den ebenso beliebten wie heiklen Boten des Liebesgottes zuwandte. Was für die Bildhauerin heute zählt, ist die Erforschung der über Jahrhunderte erprobten Techniken, Materialien und Formen. Und die sind nun einmal vornehmlich in der Figuration verwurzelt. Chu gestalte “eine kumulative Menagerie”, schreibt Cornelia Butler im Katalog, um nach kurzer Rückblende auf die dort inzwischen versammelten Felsen, Pagoden und Marionettelandschaften auf ihre jüngste Auseinandersetzung mit dem Körper von Tieren und Menschen einzugehen. Dass diese Aufzählung mehr ist als eine fällige Rückblende auf die Biografie der hierzulande unbekannten Künstlerin, erschließt sich in der näheren Begegnung mit ihren jüngsten Geschöpfen. Die in dieser Manege versammelten Skulpturen und Aquarelle sind…