Amine Haase
Annäherung an ein fernes Land
Europalia – China, 8.10.2009 – 14.2.2010
Das Festival heißt zwar Europalia, das Gastland aber ist China. So fern der Gast auch ist, so nah rücken Ausstellungen, Musik-, Theater-, Literatur-Veranstaltungen uns seine Kultur. Mit China und seiner Jahrtausende umspannenden Geschichte hat die Europalia sich 2009/2010 ein besonders ehrgeiziges Programm verschrieben. 1969 fand diese Biennale der besonderen Art zum ersten Mal in Brüssel stattfand, mit Italien als Gastland. Die ersten Gastländer waren Mitglieder der europäischen Gemeinschaft – 1971 die Niederlande, 1973 Großbritannien, 1975 Frankreich, 1977 Deutschland, 1980 Belgien. Zwanzig Jahre nach der ersten Europalia ging der Blick über die europäischen Grenzen hinaus: 1989 war Japan Gastland und 1993 Mexiko. In den folgenden Jahren wandten sich die belgischen Gastgeber Osteuropa zu und luden Tschechien, Ungarn, Polen, Bulgarien, Russland ein. 2007 feierte sich die Europäische Union selber. Und jetzt also China. Allein vier Ausstellungen in Brüssel – eine Auswahl aus rund fünfzig Kunstpräsentationen in ganz Belgien – genügen, um Chinas Position zwischen Moderne und Tradition zu kennzeichnen.
Für den zentralen Beitrag zur zeitgenössischen Kunst im Palais des Beaux Arts wurden Galionsfiguren der jeweiligen nationalen Szene als Kuratoren gewonnen. Luc Tuymans und Ai Wei Wei nennen ihre Versammlung der Arbeiten von je 25 Künstlern aus Belgien und aus China „The State of Things“. Der Titel dieser Dokumentation eines „Stands der Dinge“ signalisiert bereits das Vorläufige einer solchen Bilanz, die hier – zum Glück – weniger Kommerz-orientiert und trendy ausfällt als vieles, was man zwischen Bern und London, der Sammlung Sigg und…