Neuss
Anna Viebrock
Heute Demnächst Ende
Skulpturenhalle 30.08.2024 – 30.03.2025
von Kerstin Stremmel
Wenn jemand mit Räumen umgehen kann, dann die Bühnen- und Kostümbildnerin und Regisseurin Anna Viebrock. Und nicht nur das Portal des Großen Salzburger Festspielhauses mit dreißig Metern Breite ist eine Herausforderung, sondern auch die Architektur gewordene Skulptur von Thomas Schütte. Wie in der legendären Ausstellung The boat is leaking. The Captain lied in der Fondazione Prada in Venedig, wo Schütte 2017 Viebrocks Arbeit entdeckte, wurde in Neuss ein abgespieltes Bühnenbild in neue Zusammenhänge gebracht.
Es handelt sich um Material zu Franz Léhars Operette Giuditta, die 2021 an der Bayerischen Staatsoper aufgeführt wurde. Bereits hier war es ein umgearbeitetes Bühnenbild, das Viebrock drei Jahre vorher für 44 Harmonies from Apartment House 1776 am Zürcher Schauspiel entworfen hatte. Daraus entstand eine Installation, die den geschlossenen ovalen Betonkörper der Skulpturenhalle in ein Labyrinth verwandelt.
Durch eine hüfthohe Tür betritt man eine Vorbühne mit Parkettboden, dahinter befindet sich der von Schütte entworfene Raum im Raum, eine mit anthrazitfarbenen Backsteinen verkleidete Kammer, die als Sockel für einen Neon-Schriftzug dient, der ebenfalls aus Giuditta stammt: Heute Demnächst Ende – was im Theater an klassische Programmansagen erinnert, bekommt hier eine dystopische Anmutung, die zum Motiv des Bunkers passt, an den das Gebilde Schüttes erinnert. Darin befinden sich Elemente des Originalbühnenbilds, über einem Stuhl hängt ein Kleid, es gibt Spuren des Geschehens. Präsent wird das Theatererlebnis trotzdem, denn der mäandernde Blick hinter die Kulissen ist erhellend, an den Rückwänden kleben Erinnerungszettel der SchauspielerInnen, Anweisungen lassen sich entdecken und ein dauernder…