JENS ASTHOFF
Anna Guðjónsdóttir
“Unsicheres Terrain”
Städtische Galerie Nordhorn, 8.12.2002 – 2.2.2003
Nordhorn, eine Kleinstadt an der deutsch-niederländischen Grenze, liegt in Bezug auf zeitgenössische Kunst nicht gerade an der Peripherie. Man hat sich hier etwa mit “Kunstwegen” international einen Namen gemacht. Der stetig durch neue Projekte ergänzte grenzüberschreitende Landschaftskunst-Parcours im Vechtetal erstreckt sich mittlerweile über gut 130 Kilometer und versammelt eine Fülle von Arbeiten namhafter Künstlerinnen und Künstler, die sich auf unterschiedliche Art mit dem Naturraum der Region auseinandersetzen. Das Projekt wird vom eigenständigen, international ausgerichteten Programm der Städtischen Galerie flankiert, und auch der von der Stadt alljährlich vergebene Kunstpreis hat längst überregionales Renommee erlangt. Im Jahr 2002 ging diese Auszeichnung an die in Hamburg lebende isländische Künstlerin Anna Gu?jónsdóttir. Die mit dem Preis verbundene Einzelausstellung1 ist übrigens zugleich das erste Projekt in der Amtszeit von Roland Nachtigäller, der als neuer Leiter der Städtischen Galerie einen gelungenen Einstand verzeichnen konnte.
In der Jury-Begründung spiegelt sich die Ausrichtung auf Landschaftskunst: Guðjónsdóttir wurde für “ihre komplexe Arbeit zu Themen der Natur und ihrer Repräsentation” geehrt. Zu Recht, denn in einer thematisch dichten und formal mehr als Installation denn als Hängung zu beschreibenden Bilderschau wurde eine charakteristische Verknüpfung deutlich. Als Malerin stellt sich Guðjónsdóttir konzeptionellen Fragen nach dem Bild und seinen Voraussetzungen ebenso wie dem thematischen Kontext von Landschaftsdarstellung. Ihre bildnerische Aneignung das Naturraums demonstriert Landschaft als “unsicheres Terrain”, als einen Raum wechselseitiger Ausdeutung von Medium und Sujet. In stets aufs Neue austarierter ästhetischer Distanznahme macht sie das Medium der Malerei ebenso zum Thema wie den…