Anna Boghiguian
Weltgeschichte im Notizbuch
Ein Gespräch von Laura Dresch
Honigwaben hüllen kalte Ausstellungsräume in eine erdig-blumige Stimmung. Doch das Gefühl der Geborgenheit, die Gedanken an Honigtoast mit Butter und warmen Tee mit leichter Süße erstarren beim Blick auf den Titel. Die Bienen sind endangered, arbeiten längst nicht mehr für den Fortbestand ihres Staates, sind verschwunden und haben nur die braungelben Hexagone zurückgelassen. Wenn Anna Boghiguian über die Natur, über Honigbienen, Baumwollfelder oder Flüsse auf fernen Kontinenten spricht, ist sie fasziniert von deren Schönheit und kultureller Bedeutung, in der gleichzeitig zahlreiche Konflikte wie Bienensterben, Klimawandel und Kriege angelegt sind. Sie zeigt uns all das und verknüpft es mit den Menschen, die unsere Umwelt und Gesellschaft formen. Rund um ein hochglanzpoliertes Schachbrett lässt sie König*innen, Künstler*innen und Philosoph*innen auf einen NS-Kriegsverbrecher treffen und platziert mitten drin einen Friseur. Anna Boghiguians Werke sind eine facettenreiche Reise durch die Geschichten unzähliger Länder und Zeiten, die sie auf ihren Reisen gesammelt hat. Wer sich darauf einlässt, erkennt individuelle Netzwerke, die sich wie ein Spinnennetz um die Erdgeschichte legen.
Für ihr Werk wird sie dieses Jahr mit dem 30. Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird an renommierte Positionen verliehen, die in Deutschland noch ein Geheimtipp sind. Das hoch dotierte Preisgeld ermöglicht dem Museum Ludwig einen Ankauf, der vom 09. November 2024 bis 30. März 2025 in einer von Museumsdirektor Yilmaz Dziewior kuratierten Ausstellung gewürdigt wird. Für 2025 ist außerdem eine Publikation geplant.
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