Martin Blättner
Anna Barriball
»Vom Klang des Zeichnens«
Museum Villa Stuck, München, 4.7 – 6.11.2013
Mit der 7.Folge in der Ausstellungsreihe RICOCHET – die zeitgenössischen Künstlern ein institutionelles Forum bietet – präsentiert die Villa Stuck mit Anna Barriball eine Zeichnerin aus London, die dem Material Papier und der Frottage-Technik alles abverlangt. Mehr noch: Aus den Intentionen, mittels der Schraffur die zunächst unsichtbaren Strukturen kenntlich zu machen, entwickelt sie ein raumgreifendes Konzept, das die dritte Dimension und den Zeitfaktor einbezieht. Situationen oder Aufarbeitungen der Erinnerungen im Sinne Sigmund Freuds – die auch das Unbewusste einbeziehen – kommen ans Tageslicht und bringen Elemente der träumerischen Poesie ins Spiel – alles auch unter dem Aspekt der Ortsbezogenheit.
Schon im ersten, etwas abgedunkelten Raum sehen wir uns mit einer kuriosen Illusion konfrontiert: Die mittig platzierte Videoinstallation „Draw (fireplace)“ (2005) zeigt einen viktorianischen Kamin, der zu „atmen“ scheint. Ursprünglich wollte Barriball mit einem Blatt Papier, das sie vor dem kunstvoll gestalteten Rahmen hängte, die Fliesen abzeichnen, entdeckte dann aber, dass durch die Zugluft des Kamins sich Bewegung abzeichnete. Barriball gelang mit diesem Zufalls-Geschenk eine beachtliche Filmsequenz, die pulsierende Bewegung wie im Rhythmus eines Herzschlags wiedergibt – die Illusion des Lebendigen mit dem Charme englischer Spukgeschichten.
Die zweite Kammer hat im übertragenen Sinne ebenfalls mit einem Luftzug zu tun. Das Motto könnte “Vom Winde verweht” lauten, denn unzählige (aus Vorhangstoffen ausgeschnittene und bemalte) Blattformen in unterschiedlichen Größen sind als variable Installation auf dem Boden verstreut. Der Besucher darf diese betreten und in der Anordnung verändern. Bei herbstlicher Witterung könnte ein…