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Titel: Der gerissene Faden · von Manfred Hermes · S. 228 - 231
Titel: Der gerissene Faden , 2001

Anmerkungen zu einer nichtlinearen Malerei

JOCHEN KLEIN (Frank Frangenberg) UND ULL HOHN (Manfred Hermes)

Wie sieht eine nichtlineare Malerei aus? Die Beantwortung dieser Frage muss am Anfang stehen, weil das offensichtliche Verständnis von Malerei immer eines ist, das sie mit dem Linearen verbindet. Das liegt zum einen an der Lesbarkeit von Gemälden, die scheinbar linear vor sich geht. Das allerdings ist ein Missverständnis, denn Wahrnehmung geschieht in einer Überlagerung von linearen und nichtlinearen Mustern. Wenn etwas wiedererkannt wird, ist von Linearität auszugehen, während etwas Neues erst eine Konnektivität herstellen muss und von daher nichtlinear ist. Aber Nichtlinearität in der Malerei kann sehr viel mehr bedeuten, wenn wir von der Rezeption zu Oberfläche wechseln. In diese ‘Oberfläche’ aber spielt immer die Wahrnehmung herein. Allerdings können wir zum Beispiel die Herausforderungen an die Wahrnehmung, die Picassos ‘Les Demoiselles d’Avignon’ von 1907 für den damaligen Betrachter bedeuteten, heute kaum mehr nachvollziehen. Der analytische Kubismus kann als nichtlinear verstanden werden, wie auch immer wir ihn als die Überlagerung verschiedener, nicht kongruenter Objektsichten oder als bloße Bildzeichen, deren Interpretation gleichzeitig deren Bildwerdung ist, deuten1.

Wie verhält es sich mit den All-Over-Strukturen in den Bildwerken von Jackson Pollock oder Barnett Newman? Es ist hier keine Gelegenheit, in diese Bereiche nichtlineare Malerei einzutauchen. Ansätze zur kritischen Darstellung dieses Themas bietet der Beitrag von Markus Brüderlin2.

Zeitgenössische Malerei ist in einer Hinsicht schon von vornherein nichtlinear. Spätestens seit dem Aufkommen einer neuen figurativen Malerei Ende der siebziger Jahre hat sich die Kunst von einer reinen Fortschrittsideologie verabschiedet. Ab diesem Zeitpunkt wurde die…

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