Allan Lamb
Anleitung für einen selbstorganisierenden musikalischen Organismus
EINE STUDIE ÜBER ONTOGENIE UND EVOLUTION DER IMAGINATION
1. Man bastelt ein Spieltelefon aus zwei leeren Konservendosen, die man an den zwei Enden einer langen Schnur befestigt.
2. Zwei Personen (Spieler) spannen die Schnur zwischen sich und horchen an ihrer Konservendose.
3. Wenn einer etwas hört, antwortet er, indem er in die Dose einen Ton singt, ein Wort sagt oder irgendeinen Laut macht, dann horcht er wieder. Die einzige Spielregel lautet: Der Klang muß zu dem passen, was man hört. Man beantwortet weiter einige oder alle gehörten Klänge. Das Timing wird auch durch die Spielregel des Passenmüssens bestimmt. Hier ist der Beginn des musikalischen Organismus, hier wurde die Zygote* empfangen. Die Schnur vermittelt die Stimme und moduliert den Klang. Der Empfänger hört den Klang, der keine Stimme ist.
4. Eine weitere Schnur wird an die Schnur geknotet und eine Konservendose am anderen Ende befestigt.
5. Ein weiterer Spieler hält diese Konservendose an sein Ohr. Was er hört, sind zwei nichtkommunizierende Stimmen.
6. Nun antwortet der dritte Spieler auf das, was er hört, das Gehörte ist eine Überraschung.
7. Weitere Schnüre und Konservendosen werden befestigt und weitere Spieler nehmen teil. Das Netz kann unendlich erweitert werden. Der Organismus wächst. Er wird zu groß für eine Einheitlichkeit. Was man an einem Ende hört, ist nicht das gleiche wie an einem anderen Ende. Doch ergänzen die Enden einander auch, wenn sie nicht gleich sind, durch die Spielregel des Passenmüssens, solange eine gewisse Größe gewahrt bleibt (Kohärenz auf kurze Distanz).
8. Ein Kohärenztest: An jeder…