Ankunft
(Bia.) Die “Ästhetik des Reisens” führt die Leser in drei Kapiteln an einen der vielschichtigsten Gegenstände der Kultur heran. Reisen kann man, um Erfahrungen zu sammeln. Daß man abreist, kann aber auch einfach passieren. Jede Reise ist anders, jede hat ihre eigene Geschichte, und doch basieren alle Reisen auf dem gleichen Passageritual. Die Reise, ob freiwillig oder erzwungen, gliedert sich stets als Übergangsritual von Abfahrt – Passage – Ankunft.
Die Ankunft schafft Kontakte und Bindungen, es entstehen Zugehörigkeiten und Abgrenzungen. Ankommen kann aber wiederum zu neuem Verlangen nach Freiheit und Flucht führen.
Der Prozeß der Ankunft verrät, wie sich verschiedene Kulturen in der Landschaft verwurzeln, wie sich Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse in Städten, Mauern und Räumen umsetzen. Kulturen ohne Kontakt mit anderen brauchen keine Grenzen, Mauern oder Tore. Der amerikanische Geschichtsprofessor Eric J. Leed vertritt in seinem Buch “Die Erfahrung der Ferne” die Meinung, “daß Grenzen von denen geschaffen werden, die sie überschreiten; sie verkörpern die gesammelten Erfahrungen einer langen Geschichte von Ankünften”.
Hier folgt die wichtige Feststellung, daß “im Laufe von Äonen sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen keineswegs verwischt haben, im Gegenteil, mit jeder neuen Ankunft wurden Wahrnehmung und Bewußtsein der Unterschiede verstärkt und erweitert, wurden diese Unterschiede sogar zelebriert. So eröffnet uns die Geschichte des Reisens nicht eine Kultur und eine Welt, sondern eine Vielfalt von zunehmend selbstbewußten nationalen, ethnischen und kulturellen Bereichen, die auf ihrer Eigenständigkeit gegenüber einem transnationalen Anspruch beharren, wie ihn die ‘Gesellschaft der Reisenden’ verkörpert”.
Wenn in den Texten des Kapitels “Ankunft” die geographische Dimension eine unerwartet…