Ronald Berg
Anish Kapoor
»Kapoor in Berlin«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 18.5. – 24.11.2013
Man könnte meinen, der große Lichthof des Martin-Gropius-Baus habe sich in eine Art Maschinenhalle verwandelt. Vier Förderbänder recken sich hoch in die geräumige Halle. Die Bänder holen aus dunklen Tiefen unter dem aufgebrochenen Boden und aus unsichtbaren Gefilden jenseits der umgebenden Wände eine rote, gallertartige Masse hervor. Am Ende der Förderbänder in luftiger Höhe angekommen, plumpsen diese quaderförmigen Gebilde in die Tiefe. Im Laufe der Zeit wächst sich die Masse der tiefroten Klumpen zu einer den Boden bedeckenden Fläche aus, die an einen frisch gepflügten Acker denken lässt. Was die merkwürdige Szene metaphorisch auflädt, ist eine riesenhafte Sonne in Form einer kreisrunden, roten Scheibe, die auf ihrem Stahlgestell über dem Geschehen thront. Tatsächlich hat Anish Kapoor seinem Werk den Titel „Symphony for a Beloved Sun“ gegeben.
Vieles was den Bildhauer Kapoor ausmacht, und was ihn zu einem der am meisten gefeierten Künstler der Gegenwart macht, findet sich bereits in dieser zentralen Arbeit. Da wäre natürlich zunächst die beeindruckende Größe seiner Installation. Die Sonnenscheibe reicht fast bis zur gläsernen Decke des zweistöckigen Gebäudes, die Förderbänder stoßen unter das Bodenniveau hinab. Kapoor hat selbst einmal darauf verwiesen, dass seine Arbeiten stets auf den Maßstab des Menschen bezogen wären. Insofern sind die riesigen räumlichen Dimensionen – wie übrigens auch die zeitliche Dauer über Monate hinweg – ein bewusst eingesetztes Mittel, das Geschehen als überwältigend vorzustellen.
Doch was geschieh hier eigentlich? Offenbar werden mit großem Aufwand rote Wachsklumpen einer symbolischen Sonne zu Füßen geworfen. Assoziation an…