Cornelia Gockel
Anish Kapoor
»Svayambh«
Haus der Kunst, 18.11.2007 – 20.1.2008
Unendlich langsam schiebt sich der Zug durch die hohen Türen des Münchner Haus der Kunst. Mit jedem Zentimeter dringt er tiefer in das Gebäude ein, tiefer in die Vergangenheit, tiefer in die Ideologie, die Adolf Hitler einst mit dem Bau zu Ehren der deutschen Kunst vermitteln wollte. Beladen mit einem Meter hohen, tonnenschweren und blutroten Klotz aus Wachs und Vaseline scheint er schwer an seiner Last zu tragen. „Svayambh“ hat Anish Kapoor seine Installation genannt, die er eigens für das Haus der Kunst entworfen hat. Der Titel bezieht sich auf ein ganz ähnlich klingendes Wort im Sanskrit, was soviel, wie „von einem selbst erzeugt“ oder „selbst erzeugt“ bedeutet. „Es ist sehr gewaltsam, sehr aggressiv, und außerdem ist es rot. Nicht einfach rot, sondern dieses ganz besondere Rot. Aufgrund seiner Größe nimmt man es nicht als Blut war, sondern als Fleisch“, erklärt der indische Künstler seine Intention: „Ich finde es interessant, die geistige Skulptur nicht einfach nur in ein physisches Objekt zu verwandeln, sondern in ein physisches Objekt, das sehr eng mit dem menschlichen Körper verbunden ist.“ Die sexuelle Metaphorik, derer sich Kapoor bedient, ist eine wesentliche Dimension in seinem Werk. Im Laufe eines Tages bewegt sich das Gefährt mehrmals auf dem kaum sichtbaren Schienenstrang in der monumentalen Raumflucht hin und her. „It’s like fucking Hitler“, hatte sein Londoner Galerist die Arbeit am Eröffnungsabend kommentiert.
Aber die Arbeit weckt noch andere Assoziationen, nämlich die eines führerlosen, entfesselten Zuges, der mit großer Geschwindigkeit in…