Andreas Denk
Angelika Bliese
»Zeitbeschreibung«
Stadtmuseum Siegburg, 16.9. – 16.10.1994
Die Installation von Angelika Bliese im Siegburger Stadtmuseum ist wohldurchdacht: Jeweils etwa 50 Photographien hinter Glas im Format 12 x 10 Zentimeter sind in zehn Abteilungen präzise in zwei Zentimeter Abstand zueinander und in 160 Zentimeter Höhe über dem Erdboden an der Wand befestigt. Weitere 3500 gerahmte Photographien sind in 10 Kästen eingeordnet, die auf dreischenkligen Stützen zwischen den Photos hängen und die einzelnen Sätze der Magazine voneinander trennen. Auftakt bzw. Ende bildet ein Objektkasten mit zehn einzelnen Photographien.
Eine erstaunliche Konsequenz, aber auch eine eigenartige Form der Verweigerung hat bislang das Schaffen von Angelika Bliese bestimmt. Die in Siegburg arbeitende Fotografin (geb. 1946) hat sich zu einem gewissen Zeitpunkt fast vollständig von jeder Ausstellungstätigkeit zurückgezogen und bisher nur wenige Arbeiten aus ihrem, was die Anzahl der Arbeiten angeht, geringem, aber höchst präzisem und stringentem Werk öffentlich gezeigt.
Seit frühem Beginnen als “Identity Research Corp.” mit der Herausgabe der konzeptuell argumentierenden Photo-Text-Magazine “Who’s Who” (1976-80) mit Hansik Gebert hat Bliese seitdem ein knappes Dutzend preziöse Kassetten und Buchobjekte mit eingeklebten Fotoserien hergestellt, die dialektische Probleme der Spurensicherung, aber auch photographische Problematiken behandeln. In den achtziger Jahren erweiterte Bliese das Buchformat zu großformatigen Bildserien, die zumeist jedoch nur angedachten Reihen, die mit Kleinabzügen in Modellen realisiert wurden. Erst in den letzten Jahren sind größere Formate entstanden, die sich in technisch perfekter Form und mit subtilem Witz der ästhetischen Doppeldeutigkeit von Alltagsgegenständen widmen.
Besonders erstaunlich ist Angelika Blieses Serie “Pockets”, die sie seit 1977 bis heute fortgeführt…