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Titel: 52. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 304 - 305
Titel: 52. Biennale Venedig , 2007

Portugal
Kurator: Jürgen Bock

Angela Ferreira – „Maison Tropicale“

Der in der Fondaco Marcello untergebrachte portugiesische Pavillon ist nicht leicht zu finden. Selbst Einheimische kennen die Adresse nicht. Und so steht zu befürchten, dass viele potenzielle Besucher irgendwann aufgegeben und auf die Besichtigung verzichtet haben. Was äußerst schade wäre, denn die Installation von Ângela Ferreira ist sicherlich eine der interessantesten Arbeiten dieser Biennale. In ihrem Projekt „Maison Tropicale“ verarbeitet die Künstlerin ein hoch spannendes Kapitel der Kolonialgeschichte und verfolgt seine bis in die Gegenwart reichenden Spuren. Es geht um Fertighäuser, die der französische Designer Jean Prouvé im Auftrag des französischen Überseeministeriums entwickelte. Die in Masse aus vorfabrizierten Aluminiumelementen produzierten Häuser sollten hohen ästhetischen Standards genügen und so einer breiten Bevölkerung die Möglichkeit bieten, in anspruchsvoll designten Häusern zu wohnen. Während eine Umsetzung der Idee für Europa verworfen wurde, schien sie für die afrikanischen Kolonien durchaus interessant zu sein, und so entwickelte Prouvé eine an die klimatischen Bedingungen angepasste „Maison Tropicale“. Insgesamt drei dieser Hausmodelle wurden produziert, 1949 wurde das erste in der nigerianischen Hauptstadt Niamey errichtet, 1951 zwei weitere in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville. Dort standen sie unauffällig und unbemerkt, verwahrlosten mit den Jahren und erlitten Schäden durch den Bürgerkrieg. Mitte der 1990er Jahre wurde das Werk des 1984 verstorbenen Jean Prouvé von der Designwelt neu entdeckt. Ein Antiquitätenhändler spürte die drei Häuser auf und transportierte sie nach Frankreich, wo sie restauriert, ausgestellt und als Ware in den internationalen Kunstbetrieb eingespeist wurden.

Ângela Ferreira hat sich auf die Suche nach den Spuren begeben, die…

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