Michael Hauffen
Angela Bulloch
“SuperStructure”
Museum für Gegenwartskunst Zürich, 4.4. – 14.6.1998
Kunst als eine Form der Anarchie zu begreifen, mag auf den ersten Blick banal erscheinen. Aber im Gegensatz zu Leitbildern wie dem Akademischen oder dem Marktgerechten mit ihren zweifellos geisttötenden Folgen, gehen von subversiven Orientierungen – jedenfalls unterschwellig – kontinuierlich starke Impulse aus.
Angela Bullochs Geste, eine Sammlung prägnanter Statements unter der Überschrift “Anarchy” an hervorgehobener Stelle zu plazieren, kann darum zunächst als Zeichen einer Distanzierung von Standards gelesen werden, die sich in Mode und Design hinter dem jeweils Neuen regelmäßig verbergen.
Sätze wie “Eigentum ist Diebstahl” (Proudhon) oder “Wünsche nicht ein General, Senator oder Consul zu sein, sondern frei” (Epiktet) sind nach wie vor aktuell. Für raffinierter getarnte Machtwünsche ist allerdings eine genauere Unterscheidung nötig – wenn nämlich aus der ursprünglich richtigen Idee “ein neu verpackter und marktgerechter Anarchismus, eine lockere Glaubensgemeinschaft für akademisch orientierte Quietisten und egoistische Pressure-Groups” wird (Meltzer). Im Kunstkontext ein bekannter Mechanismus: daß ursprünglich radikale Ansätze im nachhinein zu Zeichen exotischer Genialität verklärt werden.
Angela Bulloch gehört aber nicht der Sorte von KünstlerInnen an, die auf derartige Gefahren mit ängstlichen Ressentiments reagieren. Das wird gleich beim Betreten der Ausstellung sinnfällig, wo die BesucherInnen eine Sitzgruppe aus großen Sitzsäcken (“happy-sacks”) erwartet. Der im Kunstkontext tendenziell zwanghafte Konflikt zwischen Ikonografien der Macht und visueller Opposition wird ohne viel Aufhebens übersprungen, und man landet direkt in einem weichen Ambiente, das die Gelegenheit bietet, sich selbst oder andere BesucherInnen kennenzulernen. Ergänzend wird das akustische Konzentrat einer Techno-Party über Kopfhörer angeboten, das mit…