Jens Asthoff
Anett Frontzek
»Kunstpreis der Stadt Nordhorn 2005«
Städtische Galerie Nordhorn, 19.11.2005 – 8.1.2006
Anett Frontzeks Zeichnungen, Papierschnitte und Künstlerbücher, in jüngerer Zeit auch Fotoarbeiten und Installationen, beziehen sich auf Anschauung von Landschaft. Die Trägerin des diesjährigen Kunstpreises der Stadt Nordhorn setzt ihr Thema überwiegend mittels topografischer Darstellungsformen ins Bild. Frontzek erfindet nichts, sie geht strikt von der systematischen Bestandsaufnahme örtlicher Gegebenheiten aus. Dabei verwendet sie zum Beispiel Stadtpläne, Landkarten oder architektonische Grundrisse und entwickelt auf dieser Basis visuelle Übersetzungen, in denen aus puren, kartografisch erfassten Daten ein Stadt- beziehungsweise Landschaftsraum einerseits komplett abstrahiert erscheint, andererseits auch mit neuer, überraschender Anschaulichkeit in den Blick gerät. Oft entstehen solche Werke ihrer jeweiligen Bildlogik nach in zusammenhängenden Serien. Frontzek präsentiert sie dann in block- und reihenweiser Hängung, um diesen Zusammenhang lesbar zu machen. So erfährt, was als Einzelblatt abstrakt erscheint, im Kontext erweiterte Deutung: Grafisch ungegenständliche Elemente schlagen um in Markierungen mit Realitätsgehalt. Dabei sind es gerade diese Blickverzögerungen, dieses Schweben zwischen autonomer Ikonographie und kartografischer Repräsentation, die die spezielle Qualität in Frontzeks Landschaftsdarstellungen ausmachen. Man ahnt die Systematik und den Wirklichkeitsbezug, noch bevor man beides ganz durchschaut.
Trotz ausschließlicher Verwendung erhobener Daten und vorgefundener Charakteristika eines Geländes sind Überlegungen, wie sich ein Areal denn überhaupt erschließen ließe, für Frontzek unweigerlich an den Aufenthalt vor Ort geknüpft: “Meine Untersuchungen beziehen sich auf reale Gegebenheiten, entstehen unter dem Einfluss des Ortes und der dort geführten Recherche,” so die Künstlerin. Die 30-teilige schwarzweiße Zeichnungsserie “A Thousand Feet Above Sea-Level” (1999-2000) zum Beispiel ist in Amsterdam entstanden…