Ute Thon
Andy Warhol Revival
Bücher, Filme, Parties – in New York wird der Geist der 60er Jahre wiederbelebt, Warhols Factory inklusive
Der Retrotrend der 90er Jahre hat jetzt auch Andy Warhol eingeholt. Nicht daß der New Yorker Pop-art-Star jemals wirklich out gewesen wäre. Doch momentan erlebt er, oder besser die “Factory”, sein legendäres Studio in Manhattans 47. Straße, ein unerwartetes Comeback. Jüngstes Beispiel des Factory-Revivals ist das Ende letzten Jahres in den USA erschienene Buch “Velvet Years” (Thunder’s Mouth Press, NY). Der Band mit Fotos von Stephen Shore, Warhols Hoffotograf in den 60er Jahren, dokumentiert in eindrucksvollen Bildern und Texten von Weggefährten wie Billy Name, John Cale oder Pat Hartley die Geschichte des berühmten Künstlertreffpunkts. Beinahe zeitgleich startete im Film Forum, einem bekannten New Yorker Programmkino, eine Reihe mit Filmen von Paul Morissey, Andy Warhols Regisseur für Kultstreifen wie “Flesh”, “Trash” oder “Heat”. Außerdem zeigt das Kino gerade Susanne Ofteringers Dokumentarfilm “Nico Icon” über Leben und Tod der Warhol-Muse und Velvet Underground-Sängerin Nico, alias Christa Päffgen – ein Ereignis, dem der renommierte “New Yorker” zwei lobende Magazinseiten widmete.
Das wohl deutlichste Zeichen einer Wiederentdeckung der wilden Künstlerjahre der 60er setzt jedoch eine New Yorker Softwarefirma: Pseudo Programs Inc. in Downtown Manhattan. Seit fast zwei Jahren nun schon organisiert Pseudo-Chef Joshua Harris, 34, in seinem Work- und Living-Space am Broadway regelmäßig Events, die in Szenekreisen längst Kultstatus besitzen und von der New York Times bereits mit dem Titel “Andy Warhols Factory `95” gekürt wurden. Das Thema der Pseudo-Nächte kreist mal um Popikone Madonna,…