Andy Warhol: Dollar Bills
Karin Thomas nennt als eine der wesentlichen theoretischen Absichten der Pop Art die Beschäftigung mit der Frage: “Wie nah kann ein Kunstwerk seiner Quelle sein und dabei seine Identität wahren?” Andy Warhols Antwort darauf mündet in die Strategie, “ohne jede Illusion die Dinge selbst zu Wort kommen zu lassen”1. Seit Duchamps “ready mades” mit der gestischen Gleichsetzung von Alltagsprodukt = Kunstwerk ist es ja tatsächlich unerheblich, ob Warhol einen Geldschein kongruent abmalte (besser: nachmalte), oder ob er sich für eine andere Lösung entschieden hätte, durch die ein beliebiger Schein aus seiner Brieftasche deklaratorisch zum Artefakt geworden wäre.
Zur Strukturierung einer künstlerischen Ikonografie erfolgte die Wahl der Motive (Geldscheine, Waschmittelkartons, Suppenkonserven) nach dem Grad ihrer alltagskulturellen Intensität. Was sich dann zunächst in gemalten Bildern, dann ab etwa 1962 vermehrt in den Siebdrucken (auf Leinwand) gegenüber der Vorlage ändert (blasseres Grün als bei der realen Geldnote, gröberes Raster), ist formalästhetisch zwar wichtig, denn in diesen Verfremdungen manifestiert sich schließlich Warhols “typischer” Stil. Diese Formalästhetik will aber nicht Ausdruck einer neuen, nunmehr künstlerischen Bedeutung des “Yankee”-Dollar sein, die von den bereits vorhandenen Synonymen, für die der Dollar als Begriff steht, zu unterscheiden wäre.
Für Warhol war das “Factory”-Prinzip ästhetisches Programm und organisatorische Produktionsform zugleich; und er sah die Identität des (Kunst)-Werks vor allem in der Anpassung der Kunstproduktion an die standardisierten, mechanischen Arbeitsprozesse in der Industrie gewährleistet. So transportiert seine Reproduktion von Dollar-Noten als Siebdruck auf Leinwand ein ausdrückliches Bekenntnis zu der Tatsache, dass auch in den Staatsdruckereien Massenprodukte hergestellt werden und…