Andres Veiel
Aufklärung ohne Widersprüche ist Illustration.
ein Interview von Larissa Kikol
Der deutsche Theater-, Filmregisseur und Autor Andres Veiel ist bekannt durch seine preisgekrönten Filme wie Black Box BRD, Der Kick, Wer wenn nicht wir und Beuys. Psychologische Fragestellungen sind charakteristisch für Veiel, der sich bei Themen wie Gewalt und deutscher Geschichte immer auch mit der individuellen Biografie seiner Protagonisten auseinandersetzt. 2017 bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen. Veiel war bei den RAF-Prozessen in Stammheim dabei und erklärt in diesem Gespräch wie Joseph Beuys als Vaterfigur der RAF-Generation fungieren konnte. Außerdem berichtet er über die jugendlichen Mörder von Marinus Schöberl, die er im Gefängnis interviewte, Versuche einer sozialen Plastik in Brandenburg und er stellt klar, dass die Betrachtung eines politischen Kunstwerkes noch lange keinen aufklärerischen Moment ausmacht.
I Beuys: Vatersuche im Nachkriegsdeutschland
Larissa Kikol: Nach Fertigstellung Ihres Films Beuys sagten Sie, dass Joseph Beuys für Sie Pate und Sparringpartner gewesen sei. Was meinten Sie damit? Welche Rolle hat Beuys für Ihre Generation, vor allem für die jungen Menschen, gespielt?
Andres Veiel: Mit ungefähr 17 Jahren habe ich in Stuttgart die Fettecke von Beuys entdeckt und 1977 seine Honigpumpe auf der Documenta. Die Atmosphäre um die Pumpe herum war wie ein Zentrum für politische Auseinandersetzungen und zwar in einer aufgeladenen Zeit. Es war längst klar, dass die RAF sich in eine Sackgasse mordet. Auf der anderen Seite rüstete der Staat mit neuen Gesetzen und Polizeistaat-Methoden auf. Es gab Unschuldige auf der Straße, die von Polizeikugeln getroffen wurden….