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Titel: Zeichnen zur Zeit V · von Reinhard Ermen · S. 216 - 219
Titel: Zeichnen zur Zeit V , 2012

Reinhard Ermen
Andreas Schmid

Andreas Schmid setzt die Linien in den Raum, als sei das ein Blatt Papier, er baut weiter, setzt Kontrapunkte, er rythmisiert die Örtlichkeiten. Der Künstler handelt dabei (fast) immer als Zeichner, auch da, wo er wie ein Bildhauer auftritt. Nun sind Decken, Böden und Wände in der Regel flach wie ein Karton, mit Hilfe von Höhe x Breite x Tiefe berechnet sich das konventionelle Volumen, aber durch das Setzen farbiger Linien, kommt eine neue Dimension zustande, die ungleich schwerer zu vermessen ist, ganz abgesehen davon, dass die Linearität auf die tragende Fläche nicht unbedingt angewiesen ist. Kennzeichen dieser neuen Dimensionalität sind gefühlte Segmentierungen, imaginäre Verläufe oder Schrägen, die durch sanft ansteigende Linienbänder möglich werden, nur selten synkopiert eine Senkrechte das Gefüge. Aber wo die Vertikalen herrschen, richten sich auch die Lineaturen vom Andres Schmid entsprechend ein. Die Räume taumeln im übertragenen Sinne, aber im Rahmen einer überdimensionalen Zeitlupe; dabei sind sie einfach nur durch einen minimalistischen, besser: konzentrierten Eingriff berührt worden, der die bestehende Architektur nicht beschädigt, obwohl er sie gleichzeitig auszuhebeln vermag. Manchmal spannt Andreas Schmid seine Linien auch in Form kräftiger Seile auf. Für Renate Wiehager entstehen so „transitive Orte, als Orte des Übergangs zwischen Außen- und Innenwahrnehmung“. Das Gegebene und das dahinein Gesetzte treten in einen Dialog. Genauso geschieht es in den klassischen Zeichnungen, die so klassisch gar nicht sind. Unübersehbar ist eine Vorliebe für Querformate, gelegentlich bis ins Extrem. Die Linien finden ihre Ausrichtung, die Anmutung sanfter Begegnungen nicht ausgeschlossen, Farben blühen unter…


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