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Gespräche mit Künstler*innen · von Helga Meister · S. 188 - 201
Gespräche mit Künstler*innen ,

Andreas Mühe

Merkel schaut Deutschland an
Ein Gespräch von Helga Meister

Andreas Mühe ist ein außergewöhnlicher Fotograf, ein Fachmann in der Lichtregie, ein Analytiker kollektiver Themen wie Familie und Nationalität und ein großer Erzähler, der in seinen subversiven Inszenierungen an einen Theaterregisseur erinnert. Er stellt im Frankfurter Städel und im Museum Kunstwerk in Eberdingen-Nussdorf aus. Dort sprach Helga Meister mit ihm.

Helga Meister: Herr Mühe, Ihre Porträts zur echten und falschen Angela Merkel machen Furore. Man kann das Original vom Double Ihrer Mutter kaum unterscheiden. Dabei wirkt Ihr frühes, echtes Merkel-Foto „Unterm Baum“ von 2008 eher bescheiden. Warum eine Rückansicht?

Andreas Mühe: Der „Stern“ fragte nach einer Aufnahme. Ich bin daraufhin drei Tage durch den Botanischen Garten in Berlin gelaufen, um mein Bild zu finden. Ich wollte einen Caspar-David-Friedrich-Moment, der bislang meist Männern vorbehalten war.

Von hinten am Baum vor einem See im Botanischen Garten?

Merkel hat sich in den 16 Jahren ihrer Regierungszeit optisch für mich durch drei Merkmale codiert, in Haltung, Frisur und Blazerfarbe. Auf meinem Bild wendet sie sich vom Betrachter ab und integriert sich in das Setting der Natur. Die Grundsatzfrage, die ich mir auch in der Serie Obersalzberg stellte, ist auch hier: Bekommt der Mensch von der Erhabenheit der Berge / Natur etwas ab? Wer erschlägt wen, wer ist wem ausgeliefert?

Was für ein Setting?

Mein Lichtkonzept musste bereitstehen, sobald Frau Merkel am Set war. Der Lichtstrahl sollte sie im richtigen Moment berühren. Drei große Filmlichter schauten auf sie herunter.

Politik mit Theaterlampen? Ihre „Deutschlandreise“ mit…


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