Sabine Elsa Müller
Andreas Karl Schulze
Und das Bekenntnis zum Farbquadrat
Der Aufstand der Farbquadrate geschah 1993, in einem stillen Ausstellungsraum in der Chinati Foundation in Marfa. Aber eigentlich beginnt die Geschichte schon viel früher. Spätestens mit den beiden winzigen schwarzen Quadraten, die 1988 unvermutet auf einer Wiesbadener Hauswand auftauchen. Sie befinden sich auf einer Ebene, aber eines davon ist um 45 Grad gedreht, so dass es an die Dachschräge andockt und zum Gewicht, Anker, Sockel der diagonalen Dachlinie wird. Auf der fensterlosen Wandfläche entwickelt sich so etwas wie ein räumliches Koordinatensystem. Ein in die Horizontale gekipptes Spielfeld mit quadratischen Markierungen.
Das war kurz nachdem der Schüler von Ulrich Erben die Münsteraner Akademie verlassen hatte. Während dieser Zeit entstehen umfangreiche Bilderfolgen, in denen sich farbige Rechtecke und eben immer wieder auch kleine Quadrate in einem subtilen Spannungsverhältnis zur Fläche positionieren. Schon damals entscheidet sich Andreas Karl Schulze (geb. 1955 in Rheydt) für einen gleichmäßigen Farbauftrag in Acryl auf Baumwolle, der jeden subjektiven Duktus vermeidet. Unverkennbar ist der Einfluss der Minimal Art und die Schulung an einer europäischen Tradition von Malewitsch und Mondrian über Josef Albers bis Blinky Palermo. Aber das heroische Sublime ist verschwunden. An dessen Stelle tritt eine aufgeklärte Lakonie, die sich unversehens in Ironie und feinen Witz verwandeln kann.
Schulze spielt mit der quadratischen Grundform wie ein Komponist mit seinen Noten. Er begegnet unserer Neigung, ein Fragment, ein abgebrochenes Ende im Geiste unwillkürlich zu vervollständigen, mit Neugier. Zufällige Konnotationen werden instrumentalisiert. Er scheut sich weder vor dem Ornament, noch vor der…