Jürgen Raap
Andreas Gursky
Museum Kunstpalast, Düsseldorf, 23.9.2012 – 13.1.2013
Hatte vor rund 100 Jahren die Fotografie der Malerei eine Emanzipation von ihrer tradierten Abbildfunktion ermöglicht, so scheint nun wiederum die Fotografie im Zeitalter der digitalen Medien sich ihrerseits davon emanzipieren zu können, das Gesehene lediglich in reportierender Weise wiederzugeben. Zwar geht auch Andreas Gursky als Fotograf von einer konkreten visuellen Erfahrung aus, aber dann ergibt sich der eigentliche künstlerische Prozess im Atelier erst aus einer Überprüfung der Bildwürdigkeit des gesammelten Materials: am Computer wird natürlich nicht die Realität in einer idealisierenden Weise korrigiert, wohl aber das Bild, das diese Realität liefert. Das Ergebnis verrät, dass Andreas Gursky sich in diesem Prozess der Bildfindung intensiv mit Bildkonzepten der Malerei auseinandergesetzt hat: So erscheint z.B. das Innere eines Flüssigtanks in „Katar“ (2012) durch die Hervorhebung der Fluchtlinien als ein tunnelartiges goldenes Gewölbe. Dem Betrachter drängen sich Assoziationen an die perspektivischen Konstruktionen in der Renaissance-Malerei auf. Fallen bei der Arbeit „Tokio, Börse“ (1990) noch Bewegungsunschärfen auf, so korrigiert Gursky diese dann in späteren Schaffensphasen konsequent, so auch beim „Katar“-Motiv: die digitale Überarbeitung führt zu einem höheren Grad an Präzision bei der Tiefenschärfe. Die Lamellen der golden schimmernden Metallwand scheinen sich zu verselbständigen; sie verunklaren sich an den Kanten und lösen sich an den Bildrändern gar in weiche Linien mit sanften kurvigen Schwüngen auf.
In den beiden Räumen für Wechselausstellungen des Düsseldorfer Museum Kunstpalast hat Andreas Gursky einen Werküberblick mit 60 Arbeiten von den frühen 1980er Jahren bis heute arrangiert, zwar nicht chronologisch, aber dennoch…