JUSTIN HOFFMANN
Andrea Zittel
“The A-Z Uniform Series: 1991-2002”
Monika Sprüth Philomene Magers, München, 15.5. – 28.6.2003
Andrea Zittel zeigt in der Münchner Galerie ausschließlich Kleidungsstücke. Doch mit Mode haben diese Textilien kaum etwas zu tun. Ihr Formenrepertoire gehorcht anderen Gesetzen. Zittels Arbeitsweise korrespondiert mit dem Essentialismus der Moderne. Im Zentrum steht für sie die Suche nach den Grundelementen. Schritt für Schritt versucht sie, an den Kern von Sachverhalten zu gelangen. Es ist spannend, dies an der Chronologie ihrer “Uniforms” zu beobachten. Aus allen Perioden im Zeitraum von 1991 bis 2002 werden Exemplare gezeigt. Sie sind über gleiche Kleiderpuppen ohne Köpfe gehängt, die wie eine Menschengruppe locker im Raum stehen.
Dass sich unter den ausgestellten Exponaten nur Frauenkleider befinden, verwundert nicht. Denn fast immer bilden den Ausgangspunkt ihrer Werke ihre alltäglichen, persönlichen Interessen. Wie bei anderen Werkgruppen, z.B. den “Living Units”, erprobt sie den Nutzen ihrer Produkte selbst. Ihre Kleidungsstücke sind für und nach ihrem eigenen Körper hergestellt. Sie begann mit dieser Produktion, um sich dem Zwangsindividualismus der kapitalistischen Gesellschaft und dem sozialen Druck, einen vollen Kleiderschrank zu besitzen, zu widersetzen. Tatsächlich gab es in sozialistischen Staaten immer wieder Versuche, eine rein funktionelle Einheitskleidung zu kreieren. Am meisten fortgeschritten dürfte in diesen Bemühungen die Volksrepublik China gewesen sein. Das berühmte Mao-Hemd hatte sogar im Westen seine Anhänger. Nicht der Einzelne, sondern der Mensch als Teil der Gemeinschaft sollte damit repräsentiert werden. 1991 begann Andrea Zittel mit ihrem “A-Z Six-Month Uniform Project.” Ihr Ziel war es, eine Kleidung zu erfinden, die man zu allen…