Ronald Berg
Andrea Zittel
»Pattern of Habit«
Galerie SprüthMagers, Berlin, 8.6. – 10.9.2011
Worum es sich in Andrea Zittels Ausstellung handelt – es ist mittlerweile die vierte bei SprüthMagers – hat sie selbst in einem Text formuliert. „In der Arbeit ‚Pattern of Habit’ habe ich meine Zeit im Internet über die Dauer von 39 Tagen aufgezeichnet. Die Zeiten, die ich mit dem Schreiben von Emails verbringe, wurden in raumähnliche Formen verwandelt, die reflektieren, inwieweit Aufmerksamkeit neben einem Zeit- auch einen Raumaspekt nachweist.“
„Pattern of Habit“ ist die erste Arbeit, der man in den Räumen der Galerie begegnet. Es handelt sich um eine sechs Meter lange, schräg aufgeständerte Sperrholztafel, dem ein orthogonales Linienraster einen Stundenplan aufzeichnet. Vertikal markieren die Reihen die einzelnen Stunden von 8 bis 22 Uhr, horizontal die Spalten die 39 Tage vom 8. September beginnend. Interessant ist nun, wie die Zittel ihre Zeit im Internet auf der Tafel markiert hat. Denn dafür benutzt sie innen schwarz gefärbte, schachtelartige Kartonagen in der jeweils relevanten Größe, die die Stunden im Netz wie schwarze Löcher erscheinen lassen, in denen die Zeit verschluckt wird.
Zittel geht es hier aber wohl nicht zuerst um einen Kommentar zur Rolle des Internets im täglichen leben, sondern um die Darstellung eines Aufzeichnungssystems zur Visualisierung der Zeit. „So ist ein Kalender etwa nichts anderes als die Umwandlung verfügbarer Zeiteinheiten in messbare Formen“, bemerkt Zittel selbst. Und diese Transformation von Zeit in Raum hat natürlich etwas zutiefst Bildnerisches, um nicht zu sagen Skulpturales, wenn denn der Kalender oder Stundenplan so plastisch auftritt…