Hamburg
Andrea Orejarena & Caleb Stein
Tactics and Mythologies
Deichtorhallen / Phoxxi 07.09.2024 – 26.01.2025
von Rainer Unruh
Ein halbtransparenter Vorhang aus weißem Stoff trennt den Vorraum von der Ausstellung. Man hat den Eindruck, hinter ihm würden Dinge präsentiert, die zu gefährlich sind, um sie ungeschützt im Licht des Alltags zu zeigen. Inszenierung ist alles, und das gilt nicht nur für die elegante Ausstellungsarchitektur. Es trifft noch mehr auf die Arbeiten von Andrea Orejarena und Caleb Stein (beide Jahrgang 1994) zu. In seiner ersten institutionellen Ausstellung in Europa lässt das in New York lebende Künstlerduo, das seit 2015 zusammenarbeitet, zwei Bildwelten aufeinandertreffen: Fotos aus dem Internet, vor allem solche, die vorgeben, Verschwörungen zu beweisen, und ihre eigenen großformatigen Fotografien von Wüstenlandschaften und rätselhaften Gebäuden.
Für die Serie American Glitch (seit 2020) hat das Duo vier Jahre lang im Internet recherchiert, stets auf der Suche nach Aufnahmen, die angeblich beweisen, dass wir in einer gigantischen Simulation leben, ähnlich wie in dem Kultfilm Matrix. „Glitch“ ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Welt der Video games stammt. Er bezeichnet Störungen, welche die Illusion durchbrechen und die Struktur hinter der Simulation aufflackern lasse. Plötzlich wird klar, dass alles nur Fassade ist. 2.000 solcher Bilder hatten Andrea Orejarena und Caleb Stein bereits archiviert. Ihre Neugier wuchs. Sie wollten wissen, wo diese Fotos eigentlich herstammten. Durch Bildvergleiche und die Analyse von Kommentaren konnten sie eine Landkarte erstellen. Dann stiegen sie in New York in ihr Auto in und machten sie auf einen sechsmonatigen Roadtrip durch die USA.
Ihre Reise führte…